MEINUNG

Grausames 0:2 gegen biederes England im Achtelfinale der Europameisterschaft 2020. Deutschland muss frühzeitig die Koffer packen, weil Bundestrainer Jogi Löw diese folgenschweren Fehler unterliefen.

01) Löw setzt die Spieler auf der falschen Position ein

Deutschland hat im Jahre 2021 genau einen Weltklassespieler. Joshua Kimmich als zentraler Sechser. Dort spielt er seit Jahren überragend, dort könnte er bei jedem Top-Klub der Welt spielen. Im deutschen Nationalteam spielt Kimmich in einer Fünferkette rechts hinten. Damit hat Jogi Löw dem deutschen Spiel seinen größten Trumpf genommen. Kimmich musste auf rechts versauern, weil Lukas Klostermann verletzt war, der Bundestrainer aber auch einen Ridle Baku nicht mitnahm. Das deutsche Spiel war bei der Euro so ideenlos und unkreativ, weil Kimmich im zentralen Mittelfeld an allen Ecken und Enden fehlte. Das gleiche Verbrechen wie bei Kimmich hat der Bundestrainer bei Thomas Müller vorgenommen. Wir wissen aus Erfahrung, dass Müller weder als Stürmer und inzwischen auch nicht mehr als Rechtsaußen die besten Leistungen bringt, sondern als 10er. Jogi Löw hat den Dauer-Bundesliga-Assistkönig zwar ins Nationalteam zurückgeholt, aber hier einfach auf die falsche Position gestellt. Wegen dieses taktischen Fehlers von Löw war es nicht das Turnier des Thomas Müller. Das gleiche Problem mit Gündogan. Bei Löw ging der ManCity-Spieler im defensiven Mittelfeld unter. Bei Pep Guardiola liefert der Deutsch-Türke weiter vorne auf der 8 oder 10 Weltklasse-Leistungen ab. Deutschland ist so früh gescheitert, weil die Spieler im Nationalteam nicht auf den Positionen spielten, wo sie am besten sind. 

02) Löw hält an leistungsschwachen Spielern fest

Deutschland ist auch deswegen ausgeschieden, weil Löw an den falschen Spielern festgehalten hat. Ein Kroos brachte vier Spiele lang keine EM-würdige Leistung in der Schaltzentrale des deutschen Mittelfelds. Ilkay Gündogan spielt seit Jahren viel schlechter im Team als im Verein, dennoch darf er immer wieder ran bei Löw (Kimmich oder Neuhaus wären zusammen mit Goretzka Lösungen gewesen). Ein Sane ist einer der talentiertesten Spieler der gesamten Europameisterschaft, schießt aber Ecken in die Isar. Ein Ginter deutete mit Fortdauer des Turniers an, dass es für ganz oben im Weltfußball nicht reicht. Ein Kimmich versandete als rechter Part der Fünferkette völlig. Laufwunder und Portugal-Held Gosens links funktionierte auch gegen das tiefstehende England erneut nicht (Halstenberg wäre besser im Passspiel gewesen). Die DFB-Stars spielen in ihren Vereinen um Vieles besser als im Nationalteam. Das muss sich der Bundestrainer nach dieser inferioren EM ankreiden lassen. Löw hätte auf eine Viererkette umstellen können, um das Maximum aus seinem Spielern rausholen zu können. Löw hätte das System umstellen können, neue Spieler bringen können, doch der Erfolglosigkeit zum Trotz blieben Spieler und Spielsystem auch gegen England (nahezu) gleich.  

03) Löw hat keinen Plan B

Es fiel schon bei den letzten Turnieren auf, vor allem bei der Schande von Russland. Deutschland unter Löw hat keinen alternativen Plan, wenn es mal nicht so wie gewünscht läuft. Der 61-Jährige lässt Deutschland immer im gleichen Modus anrennen. Die Gegner können sich leicht auf uns einstellen. Es gibt keine Überraschungen, nichts Neues, keine Flexibilität. Andere Teamchefs wissen, was sie ändern, wenn die Situation A, B, C oder D eintritt. Sie reagieren mit ihrem Plan A, B, C oder D. Löw reagiert immer mit A und macht den deutschen Fußball damit viel zu leicht ausrechenbar. Deutschland spielt nicht gegen die Ukraine im Viertelfinale, weil Löw kein Taktik-Fuchs wie ein Tuchel oder Guardiola ist. Selbst ein Franco Foda hat seine technisch unterlegenen Österreicher auf Italien so exzellent eingestellt und nach der Pause taktisch so klug verändert, dass der Top-Favorit nach der Vorrunde den VAR brauchte, um gegen ein flexibel spielendes Österreich nicht sofort rauszufliegen.   

04) Löw kann kein In-Game-Coaching

England hat gewonnen, weil Southgate In-Game-Coaching beherrscht, auf die Spielsituation reagierte und mit Jack Grealish den Matchwinner einwechselte. Deutschland hat das Achtelfinale verloren, weil Löw nichts unternahm. Er erkannte nicht, wie zu reagieren wäre, um die Engländer zu besiegen und wurde wieder einmal während des Spiels böse outgecoacht. England kam in der 2. Hälfte zu keinen Chancen mehr und reagierte mit seinem kreativsten Spieler. Deutschland geriet 0:1 in Rückstand, doch Löw wartete Minuten lang, bis er mehr Offensivpower von der Bank brachte. Übrigens: Das Erste, was Löw einfiel, um den Rückstand aufzuholen: Defensiv-Abräumer Emre Can kommt, die zweite Idee: Natürlich wieder Leroy Sane (wieso er, wieso nicht Musiala, der es schon bewiesen hat, dass er es kann) – zusammen mit Stürmer Gnabry. Löw hat nicht rechtzeitig erkannt, wie er den Gegner besiegen kann, Southgate schon.

05) Löws Sturheit wurde Deutschland zum Verhängnis

Die Journalisten, die Fans, ehemalige Fußballer haben allesamt erkannt, dass Deutschland in diesem System und mit diesen Spielern seiner größten Stärken beraubt wird. Löw lächelte wie vor drei Jahren bei der Katastrophen-WM in Russland und sagte, er sei überzeugt, es werde gegen England ein ganz anderes Spiel als gegen Ungarn werden. Wurde es nicht! Deutschland spielte den gleichen Käse wie gegen Ungarn. Die DFB-Elf rannte hilflos gegen einen mauernden Gegner an, der es nicht sonderlich schwer hatte gegen ein taktisch überfordertes Deutschland. England ließ über 90 Minuten kaum eine deutsche Torchance zu. Womit wir festhalten müssen: Jogi Löw hat nichts aus dem Ungarnspiel gelernt, ließ seine Elf genau gleich uninspiriert agieren. So kam es zwangsläufig, dass Deutschland wieder das 0:1 kassierte. Dieses Mal aber nicht mehr den Dusel vom Ungarnspiel hatte, wenige Minuten vor Schluss den Ausgleich zu schaffen. Wenn du immer wieder das Selbe tust, aber andere Ergebnisse erwartest, ist das Wahnsinn, sagte schon Albert Einstein. Das Problem: Deutschland hat keine Lösungen gegen tiefstehende Gegner parat. Und ist deswegen draußen, weil Löw nicht darauf reagierte oder etwas nachhaltig änderte. Vier Spiele, vier Mal die gleichen Fehler.

Was noch viel schlimmer wiegt: Deutschland hat nicht nur vor dem Spiel einen Kniefall gemacht, sondern auch im Spiel 90 Minuten gegen biedere Engländer. Deutschland spielte unerträglichen Angsthasen-Fußball, der Ball lief mehr nach hinten als nach vorne. Querpässe dominierten, Tempo fehlte, Dynamik schien von Löw verboten worden zu sein. Deutschland war schuld daran, dass einer der größten Klassiker des Welt-Fußballs zum vielleicht schlechtesten Spiel der ganzen EM ausuferte. Deutschland schied nicht nur aus, sondern ganz und gar schändlich aus. Als Mauertruppe, die nur eines von vier Spielen gewann und nicht mal mehr gegen Ungarn gewinnen kann. Löw hatte einst Deutschland mit begeisterndem Offensiv-Fußball zur besten Fußball-Nation der Welt gemacht, die für die Spanier und Franzosen als Benchmark galt. Heute sind wir in Fußball-Deutschland wieder da, als Jogi Löw nach dem schaurigen Rumpel-Fußball der 00er-Jahre übernahm. Im Mittelfeld des Fußballs angekommen. Eine Nation, die einen grausamen Fußball spielt und bei jedem Turnier früh ausscheidet. 

★ Mag. Daniel Hoffmann ★

★ Mag. Daniel Hoffmann ★

GRÜNDER und AUTOR von FUSSBALL UND FOOTBALL NEWS

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