Ralf Rangnick verzichtete in den letzten Länderspielen auf die gewohnten, altbewährten Kräfte auf den Außenverteidiger-Positionen. Neue, junge Spieler haben links wie rechts die Oldies verdrängt.

Andreas Ulmer – 37 Jahre alt.

Christopher Trimmel – 36 Jahre alt.

Stefan Lainer – 30 Jahre alt.

Österreichs etatmäßige Rechtsverteidiger sind in die Jahre gekommen und im Nationalteam auf dem Abstellgleis gelandet. Zusammen sind Ulmer, Trimmel und Lainer 103 Jahre alt und seit Neuestem nicht mehr erste oder zweite Wahl im neuesten ÖFB-Kader von Teamchef Ralf Rangnick.  

Weder Andreas Ulmer noch Christopher Trimmel noch Stefan Lainer bekamen für die EM-Qualifikations-Länderspiele gegen Aserbaidschan (4:1) und Estland (2:1) eine Einberufung in das österreichische Nationalteam.

Der Teamchef setzt auf den Außenverteidiger-Positionen nicht mehr auf seine gewohnten, altbewährten Kräfte – sondern auf die jungen Wilden. Ein längst hinfälliger Umbruch im Nationalteam wurde dieser Tage eingeleitet.  

Wöber statt Ulmer auf links hinten

Auf der linken Außenverteidiger-Position ist Maximilian Wöber unter Ralf Rangnick gesetzt. Der gelernte Innenverteidiger durfte fast immer spielen, wenn er fit war. Der frühere Salzburger und jetzige Leeds-Legionär vereint Technik mit Schnelligkeit und Kampfkraft. Wöbers größte Stärke ist seine ausgeglichene Balance zwischen Defensive und Offensive. Der England-Legionär kann hinten seine Seite dicht machen und gleichzeitig vorne mit seinen Flanken für Gefahr sorgen. Hinzu kommt, dass Rangnick mit dem 1,88m großen Spieler eine zusätzliche Kopfball-Waffe auf dem Platz stehen hat. Wöber kann mit seiner Kopfball-Stärke im eigenen Strafraum als dritter Innenverteidiger Tore verhindern – und umgekehrt im gegnerischen Strafraum für Tore sorgen. Dazu ist Wöber schussgewaltig und gut im Aufbauspiel.

Hinter ihm will Ralf Rangnick offenbar Jonas Auer aufbauen. Der junge Rapidler wurde erstmals ins Nationalteam einberufen und soll für höhere Aufgaben aufgebaut werden. Dass es Rangnick mit dem Grün-Weißen ernst ist, zeigt, dass der 22-Jährige den Vorzug bei der Kadernominierung den Vorzug vor Allzeit-Größe Andi Ulmer bekommen hat. Rangnick berief Ulmer erst gar nicht ein. Nur wegen der kurzfristigen Verletzungsabsage von Jungstar Wöber wurde der erfahrene und zuverlässige Oldie nachnominiert.

Ulmers Tage im Nationalteam dürften damit gezählt sein. Als Stammspieler sowieso. Aber wohl auch als Kaderspieler. Der 37-Jährige dürfte von Rangnick nur mehr einberufen werden, wenn Not am Mann ist. So wie dieses Mal gegen Aserbaidschan und Estland. Man muss aber auch sagen, dass 37 Jahre für einen Fußballer ein Methusalem-Alter sind. Wöber ist 25 und damit satte 12 Jahre jünger. Schade für den sympathischen, alternden Salzburger. Ausgerechnet Mister Vorbild + Einsatz war seinerzeit einer der größten Gewinner des Teamchef-Wechsels von Franco Foda zu Ralf Rangnick.

Nicht zu vergessen: Für links hinten hätte Ralf Rangnick zur Not auch noch einen David Alaba in der Hinterhand. Der aber in der jüngeren Vergangenheit auf links ein und ums andere Mal schwach spielte.

Und wir dachten, David Alaba ist ein Weltklasse-Linksverteidiger

Posch statt Trimmel auf rechts hinten

Auch ein Christopher Trimmel ist in die Jahre bekommen. Der 36-Jährige hat seinen Stammplatz bei Union Berlin in der deutschen Bundesliga als auch bei Österreich im Nationalteam verloren.

Im Nationalteam hat Rangnick dem alternden Trimmel den jungen Italien-Legionär Stefan Posch vor die Nase gesetzt. Posch ist jung, dynamisch und bei Bologna gesetzt. Offensiv ist zwar Trimmel stärker, aber defensiv Posch, der mit seinen erst 25 Jahren auch noch viel dazu lernen kann. Er ist die Zukunft in Österreichs Nationalteam. Schon jetzt gilt auch bei Neo-Rechtsverteidiger Posch: Rangnick hat mit Posch einen weiteren sehr kopfballstarken Spieler auf dem Feld, vorne wie hinten.

Damit fällt auf: Rangnicks Wunsch-Vier hinten im Abwehrverbund besteht aus vier gelernten Innenverteidigern. Deutschland unter Jogi Löw gewann so 2014 die Weltmeisterschaft in Brasilien.

Es zeigt aber auch, dass die Rechtsverteidiger-Positionen nach wie vor Österreichs Schwachstelle darstellen. Vier gelernte Innenverteidiger spielen, weil Österreich keine besseren (gelernten, modernen Außerverteidiger) besitzt. Rangnick hat also aus der Not eine Tugend gemacht. Und die Mannschaft verjüngt!

Zum Leidwesen der Oldies Ulmer, Trimmel und Lainer.

Lainer? Ja, den gibt´s auch noch!

Deswegen kommen neue Spieler weiterhin nicht in Fodas ÖFB-Kader

Stefan Lainer: Von Hero to Zero

Ganz außen vor ist Stefan Lainer in der Saison 2022/23. Gab es jahrelang keine Alternative zur laufstarken Kampfgelse auf rechts hinten, ist der inzwischen 30-jährige Lainer seit Monaten in der Versenkung verschwunden. Bei den letzten vier österreichischen Länderspielen stand Lainer nicht mehr im Kader. Sein letzter Einsatz in Rot-Weiß-Rot datiert vom September 2022, gegen Kroatien kam der Rechtsverteidiger auf immerhin 28 Minuten Spielzeit.

Der Bundesliga-Legionär spielt in Mönchengladbach keine Rolle mehr. Trainer Daniel Farke setzt auf andere Spieler. Die Startelfquote von 15 Prozent für Lainer spricht Bände. Damit hat der Dauerläufer auch seinen Stammplatz im ÖFB-Nationalteam verloren. Der langjährige Stammspieler wurde nicht einmal mehr in den Kader berufen. Stefan Posch ist bei Rangnick gesetzt, dahinter hat Allzweck-Waffe Philipp Mwene einen guten Eindruck hinterlassen. Der Eindhoven-Legionär ist jung, schnell, wuselig, überall am Platz und ein guter Assistgeber. Zum Leidwesen der alten Recken Lainer, Ulmer und Trimmel kann Mwene rechts UND links spielen. 

Für ein Lainer-Comeback in Rot-Weiß-Rot spricht sein Alter. Mit erst 30 Jahren ist er noch nicht weg vom Nationalteam-Fenster. Sobald er wieder Stammspieler in seinem Verein ist, könnte er – im Gegensatz zu Ulmer und Trimmel – für Rangnick durchaus wieder für die Stammelf interessant werden.

Die letzten Debütanten im ÖFB-Nationalteam

Außenverteidiger: Unsere Schwachstelle

Nichtsdestotrotz gilt festzuhalten: Im österreichischen Nationalteam herrscht auf den Außenverteidiger-Positionen rechts wie links akuter Mangel an wirklicher Qualität. Den umgeschulten Innenverteidiger Posch hin, den umgeschulten Innenverteidiger Wöber her. Es ist traurig zu sehen, dass 36 und 37-Jährige immer noch gut genug für das Nationalteam sind, weil seit Ewigkeiten nichts Gescheites aus der Jugend nachrückt.

Dieser Personalmangel könnte das Glück der altbewährten Oldies sein, die aufgrund ihres Alters im Nationalteam eigentlich keine Rolle mehr spielen dürften. Weil die Jugend aber weiterhin eklatant auslässt, dürfen Trimmel, Lainer und Ulmer zumindest auf weitere Teil-Einsätze im ÖFB-Team hoffen dürfen.

Während wir im Mittelfeld mit Sabitzer, Laimer und Schlager und im Sturm mit Marko Arnautovic, Sasa Kalajdzic und Michael Gregoritsch hervorragend besetzt sind – haben wir auf den defensiven Außenbahnen leider keinen einzigen Spieler von internationalem Format.

Hier müssen dringend bald ein-zwei Rohdiamanten nachrücken. ÖFB-Teamchef Rangnick wäre es nur recht. 

Länderspiel-Vergleich: Lainer – Ulmer – Trimmel

  • 38 Länderspiele für Stefan Lainer
  • 32 Länderspiele für Andreas Ulmer
  • 25 Länderspiele für Christopher Trimmel