Der österreichische EURO-Kader in der Fußball-und-Football-News-Analyse: Wieso ÖFB-Teamchef Franco Foda sich für diese 30 Spieler entschied und was der Deutsche von jedem einzelnen Teamspieler erwartet. Dazu Erklärungen, warum Demir, Trauner und Co. nicht zur EM mitdürfen!

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 Alexander Schlager

Österreich hat kurz vor Beginn der Europameisterschaft keine klare Nr. 1. Normalerweise hatten wir im Nationalteam genau auf einer Position nie eine Sorge. Auf der Torhüterposition (Konsel, Wohlfahrt, Almer). Doch 2021 müssen wir Sorge haben, einen Fliegenfänger ins Tor zu stellen. Alexander Schlager wäre eigentlich von Foda als Stammtorhüter vorgesehen gewesen. Doch patzte Alexander Schlager sowohl in der WM-Qualifikation als auch beim LASK in den letzten Monaten mehrfach. Nun ist völlig offen, wer das Tor bei der EURO hüten wird. Sollte der formschwache Goalie dennoch bei der Europameisterschaft zwischen den Pfosten stehen, dann deswegen, weil es momentan einfach keinen Besseren gibt. Österreich die überragenden Torhüter vergangener Tage schlichtweg nicht mehr besitzt, sich kein Anderer fürs Tor aufdrängt.  

Pavao Pervan

Der Wolfsburg-Goalie kommt bei seinem Verein nie über die Rolle des zweiten Goalies hinaus. Deswegen kommt der zuverlässige, zumeist fehlerfreie Keeper auch im Nationalteam nie über die Rolle des zweiten Torhüters hinaus. Du spielst nicht bei einem großen Turnier, wenn dir die Spielpraxis fehlt.

Daniel Bachmann

Bachmann ist mit Watford gerade als Stammtorhüter in die Premier League aufgestiegen. Spielt nächstes Jahr gegen Manchester City und Liverpool. Die EM könnte noch zu früh für ihn kommen. Foda ist kein Freund von Experimenten. Der jüngste der vier Torhüter ist aber drauf und dran, künftig die neue Nr. 1 im österreichischen Nationalteam zu werden. 

Heinz Lindner

Heinz Lindner war über Jahre hinweg Österreichs Nr. 1, dann lange Zeit in der Versenkung verschwunden. Jetzt ist er wieder zurück im Team und will mehr. Womöglich wird der gute, alte Lindner sogar die alte, neue Nr. 1 zwischen den Pfosten. Für den mehrfachen Ex-Stammtorhüter Österreichs spricht die Erfahrung und seine bärenstärke Saison mit Basel. Damit ist Jörg Siebenhandl heute schwer enttäuscht. Er hat es nicht in dem EM-Kader geschafft. Salzburg-Goalie Cican Stankovic wird gerade sehr wütend sein. Vielleicht auch auf sich selbst, weil er bei seiner letzten Nicht-Nominierung kein Teamplayer war, sich mit seinem unsportlichen Verhalten letztlich selbst für die EURO rausschoss. Einen Querulanten will niemand im Team haben. 

Martin Hinteregger

Das Abwehrbollwerk aus Kärnten ist vielleicht der wichtigste Spieler im gesamten österreichischen Nationalteam. Unser Team kann jeden anderen Spieler ersetzen, nur Hinti nicht. Wie sehr die gesamte Defensive auseinanderfällt, wenn er nicht am Feld steht, zeigte die miserable WM-Qualifikation im Frühjahr.

Aleksandar Dragovic

Unsere Stamm-Innenverteidigung heißt seit Jahren Hinteregger und Dragovic. Das wird sich auch bei der EM nicht ändern. Die beiden sind perfekt eingespielt. Im Abwehrzentrum Österreichs weiß die linke Hand, was die rechte Hand tut.

Stefan Posch

Unumstrittener Stammspieler in Hoffenheim, aber nicht im Team. Posch wird kommen, wenn Not an Mann sein wird. Seine Chancen steigen, sollte Teamchef Foda auf eine Dreierkette vertrauen.

Philipp Lienhart

Aus dem einstigen Talent von Real Madrid ist inzwischen ein gestandener Bundesliga-Spieler geworden. Freiburg hat seinen Vertrag nicht umsonst gerade erst verlängert. Allerdings dürfte er in der Wertschätzung von Foda eher an 4. oder 5. Stelle rangieren. Hinter Hinteregger, Dragovic und Ilsanker – ex aequo mit Posch. Andererseits hat Lienhart heuer den größten Sprung gemacht. Also mal schauen, was die 1. Startelf-Aufstellung bringen wird.

Stefan Ilsanker

Unser Fighter vor dem Herrn. „Ilse“ ist ein Führungsspieler, der seine Mannen aufstachelt und anschnauzt, wenn sie auch nur 1 Prozent weniger geben. Seine Push-Kommandos werden helfen, das letzte Prozent aus den Spielern herauszukitzeln. Ilsanker kann Sechser und Innenverteidiger spielen. Wer gegen ihn im finalen EM-Kader wettet, wird verlieren.

Marco Friedl

Das Standing des Bremers in der ÖFB-Elf ist noch nicht ganz klar. Foda hat aktuell zu viele Innenverteidiger in seinem 30-Mann-Kader. Friedl könnte einer der vier Spieler werden, die noch aussortiert werden. Friedls kleiner Vorteil: Kann innen und links spielen, ist gut bei Standards.

David Alaba

Dass Alaba im Kader stehen wird, war so fix wie das Amen in der Kirche. Dass er bei der EURO in der Startelf stehen wird, ist so sicher wie Fort Knox. Die offene Frage bei ihm lautet (wie vor jedem Lehrgang): Wo spielt David Alaba im österreichischen Nationalteam? Bei Bayern spielt er als Innenverteidiger. Foda sagte aber auf der Kader-Pressekonferenz: Österreich habe genug Innenverteidiger. Also da wohl nicht. Im Mittelfeld probierte der Deutsche den Wiener zuletzt öfters vergeblich aus. Hier hatte Alaba, wie schon so oft in der Vergangenheit, keinen Mehrwert. Am wahrscheinlichsten ist also die Position als Linksverteidiger. Hier wurde Alaba zum Weltstar.

Andreas Ulmer

Wie sein Turnier wird, hängt davon ab, wo Alaba spielt. Spielt Alaba Linksverteidiger, spielt Ulmer wahrscheinlich keine Minute. Spielt Alaba woanders, wird der Oldie links hinten alle drei Gruppenspiele bestreiten. 

Philipp Mwene

Die Überraschung des Tages. Der Mainzer Linksverteidiger hat es in den vorläufigen Kader geschafft. Trotz Alaba und Ulmer. Mwene hat bei Mainz in dieser Saison den Durchbruch geschafft, besticht durch viel Tempo, seine Dynamik (wie Alaba in jungen Jahren) und seinen unbändigen Offensivdrang. Das Ganze garniert der kleine Mann mit Toren und Torvorlagen. Wenn es für Andi Ulmer ganz blöd läuft, schnappt ihm Mwene auf den letzten Drücker den Platz im finalen ÖFB-Kader weg.

Stefan Lainer

Früher machten wir uns wegen der Rechtsverteidiger-Position die meisten Sorgen, heute gar keine mehr. Der Grund heißt Stefan Lainer. Stefan ist übrigens der Name, der mit Abstand am meisten vertreten ist in Fodas Teamkader.  

Christopher Trimmel

Die Nr. 2 als Rechtsverteidiger hinter Stefan Lainer. Seine Flanken sind Kult in Berlin. Ein Mann für mehr Standard-Gefahr. 

Julian Baumgartlinger

Ausgerechnet der Kapitän könnte Österreichs größtes Problem für die EURO werden. Denn Julian Baumgartlinger ist rekonvaleszent, hat sein Monaten kein einziges Spiel mehr bestritten. Reicht as für die EURO, um gegen die Besten der Besten dagegenzuhalten? Foda wird seinen Kapitän natürlich mitnehmen und aller Wahrscheinlichkeit auch von Anfang an spielen lassen. Foda schätzt an seinem verlängerten Arm, dass er Struktur in das Spiel bringt und keinen Ball verloren gibt. Doch Foda wäre nicht der erste Teamchef, der es bitter bereuen könnten, einem angeschlagenen Kapitän das Vertrauen zu schenken. Wir erinnern uns an Löw und Schweinsteiger bei der EM zurück.

Konrad Laimer

Genannt die Lunge. Ein fitter Laimer hat die besten Chancen auf den vakanten Platz neben Kapitän Baumgartlinger. Auch Laimer kommt aus einer Verletzung zurück, ist allerdings deutlich weiter als Baumgartlinger. Vor seinem monatelangen Ausfall war Laimer Stammspieler im zentralen defensiven ÖFB-Mittelfeld und bei Champions League Teilnehmer Leipzig. Er rittert mit Xaver Schlager und Florian Grillitsch um das Startticket neben dem Kapitän.

Florian Grillitsch

Grillitsch ist der technisch beste Spieler auf der Sechser-Position. Ihn wird Foda bringen, wenn er mehr Spielkontrolle haben will. Wenn der Teamchef die Bälle verteilt und mehr Ballkontrolle haben will, ist Grillitsch sein Mann. Laimer punktet dafür mehr im Umschaltspiel. Des Edeltechnikers Pech: Foda steht nicht so auf Edeltechniker, mehr auf Kratzer und Beißer. 

Xaver Schlager

Noch ein Kandidat für die Schaltzentrale. Der vielleicht beste Box-to-Box-Spieler neben Grillitsch. Seine Dynamik wird ihm vielleicht den Vorzug vor einem Laimer oder Grillitsch bringen. Im österreichischen Nationalteam spielte der Wolfsburger Dauerbrenner aber oft schaumgebremst und nur selten dynamisch.

Alessandro Schöpf

Weit weg von der Form vergangener Tage. Oft verletzt, mit Schalke abgestiegen. Seine Nominierung ist eine Hommage an bessere Zeiten. Er wird im Trainingslager beweisen müssen, dass er gut genug für die Euro ist. Andererseits hat Schöpf einen enormen Vorteil, der ihn in den endgültigen Kader bugsieren könnte: Schöpf hat schon mal eine EURO gespielt und somit eine wertvolle Erfahrung, die sonst nicht so viele haben wie er.

Christoph Baumgartner

Unser großes Sorgenkind. Der Hoffenheim-Legionär hat sich im Saisonfinish verletzt. Baumgartner ist der Shootingstar im österreichischen Nationalteam. So jung er noch ist, so unverzichtbar ist er längst für Foda. Der Offensivkünstler ist ein Scheiß-mir-nix wie er im Buche steht. Baumgartner schießt aus allen Lagen, traut sich spektakuläre Dribblings zu und kann auf engstem Raum den entscheidenden letzten Pass spielen.

Husein Balic

Die wichtigste Erkenntnis von Franco Foda nach den drei größtenteils verpatzten WM-Qualifikationsspielen lautet: Dem österreichischen Nationalteam fehlte gegen Dänemark und Co. hohes Tempo wie gleichwohl Dynamik. Deswegen ist Balic im EM-Kader dabei. Der LASK-Flügel ist pfeilschnell und der geborene Konterspieler. Übrigens der einzige LASK-Feldspieler im vorläufigen Groß-Kader.

Valentino Lazaro

In Gladbach diese Saison eine einzige Enttäuschung. Der hochtalentierte Wandervogel ist vielleicht wie Leroy Sane zu sehen. Er ist gut, da müsste aufgrund seines Talents aber noch viel mehr von ihm kommen. Gelingt Lazaro bei der EURO der Durchbruch? Normalerweise hat er rechtsvorne trotzdem die Nase vorn vor einem Karim Onisiwo oder Louis Schaub.

Karim Onisiwo

Eines der größten Feindbilder im ÖFB-Nationalteam unter den Fans, aber ein Liebling von Foda. Immerhin sehr formstark und ein Rackerer an vorderster Front, der Abwehrreihen beschäftigt. Technisch limitiert, aber sehr dynamisch und jemand, der sich auch gegen körperlich massive Innenverteidiger mit seiner Power durchsetzen kann.

Louis Schaub

Spielt in der Schweiz wie ein junger Gott. Liefert Vorlagen ohne Ende, schießt Tore und ist in der Form seines Lebens. Sein Problem: Mit Lazaro, Onisiwo und ihm selbst stehen drei Rechtsaußen im aktuellen Kader. Ist das trotz 26-Mann-Kaders nicht einer zu viel für Foda? Wie Onisiwo ist auch Schaub womöglich ein Streichkandidat.

Marcel Sabitzer

Unser Denker und Lenker in der offensiven Zentrale. Er hat sein Stammleiberl fix. Doch gerade von ihm muss mehr kommen. In Leipzig hui, im Nationalteam viel zu oft pfui. Seine Form im Nationalteam schwankt zwischen Genie und Wahnsinn. Sabitzer muss bei der EURO neben Arnautovic, hoffentlich endlich mal Alaba und vielleicht Kaladjzic Österreichs Unterschiedsspieler sein.

Michael Gregoritsch 

Bei Augsburg kein Faktor mehr. Aber im Team immer wieder mal für ein Törchen gut. Den großgewachsenen Stürmer kann Foda am Schluss bringen, wenn Österreich einem Rückstand hinterherläuft und die Bälle am Schluss nur mehr hoch nach vorne schlägt.

Adrian Grbic

Arnautovic ist zurück und Kaladjic viel zu gut. Grbic dürfte von der Bank kommen und sich mit Gregoritsch um Teilzeiteinsätze streiten.

Sasa Kalajdzic

Endlich hat Österreich wieder einen Top-Stürmer erster Güte, der aus allen Lagen sein Tor macht. Mit links, rechts, mit dem Kopf sowieso, notfalls auch mit der Ferse. Die Frage ist, ob Foda ihn stürmen lässt? Wenn Arnautovic fit ist, darf Arnautovic im Sturm ran. Ich persönlich würde folgende Aufstellung bevorzugen: Kalajdzic im Sturm, Arnautovic als linker Außenstürmer. Das wäre eine starke Ansage an die rot-weiß-rote Konkurrenz. Aber: Lässt Foda die besten spielen – oder die richtigen? 

Marko Arnautovic

Die Zeit wird knapp für ihn. Der China-Legionär leidet unter muskulären Problemen, kann aktuell nicht spielen. Andererseits ist „Arnie“ einer der besten Torschützen aller Zeiten im österreichischen Nationalteam. Wenn er auch nur ansatzweise fit ist, wird Arnautovic von Anfang an spielen. Zu wertvoll ist er seit jeher für Foda und Österreich. Wenn wir uns auf jemanden konstant verlassen konnten im Team, dann auf Marko Arnautovic. Wer, wenn nicht er, soll Österreich in die Playoff schießen.

Österreichs Kader für die EURO 2020 – die nicht-nominierten ÖFB-Spieler

Yusuf Demir

Joachim Löw hat Jamal Musiala mitgenommen zur EURO. Franco Foda XXL-Talent Yusuf Demir aber nicht. Der ÖFB-Teamchef hat bei der Pressekonferenz durchblicken lassen, dass die heißeste Transferaktie Österreichs in seinen Augen noch nicht weit genug für ein großes Turnier sei. 30 nominierte Spieler, aber der technisch beste österreichische Spieler ist nicht nominiert. Das ruft große Enttäuschung bei Demir, aber auch vielen österreichischen Nationalteamfans hervor.    

Ercan Kara

So lange schaute es so gut für ihn aus. Wie Phönix aus der Asche stieg der Stürmer zuerst bei Rapid in der Liga empor, dann bei internationalen Spielen und dann im Nationalteam. Die Rückkehr von Arnautovic und der Durchbruch von Kalajdzic sind das Leid von Kara.

Reinhold Ranftl

Dem LASK-Spieler wird die Kinnlade runtergefallen sein, als er beim Verlesen des EM-Kaders seinen Namen nicht hörte. Reinhold Ranftl wurde von Foda bei den letzten Länderspielen immer nominiert und fast immer auch in der Startelf aufgestellt. Doch für den 30-Mann-Kader für die EURO langte es völlig überraschend nicht. Der LASK-Spieler wird sein Pech nicht fassen können. Und wahrscheinlich den Teamkader noch 20 Mal durchgeschaut haben, ob er wirklich nicht dabei ist. 

Gernot Trauner

Der nächste LASK-Spieler, der außen vor bei Foda ist. Allerdings hat sich das Trauner selbst zuzuschreiben. Als Hinteregger in der WM-Quali fehlte, befördert der Teamchef Trauner zum Abwehrchef. Der enttäuschte das Vertrauen seines Vorgesetzten mit einer miserablen Leistung. Trauner verschuldete Gegentore und beging diverse Stellungsfehler. Trauner hatte seine Chance, nutzte sie aber sie nicht. Daher hatte Teamchef Foda dieses Mal kein Foto für den LASK-Innenverteidiger.

VIDEO: Die Kaderbekanntgabe des ÖFB für die EURO 2020

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