Das Schottland-Spiel war eine Schande für den österreichischen Fußball. ÖFB-Teamchef Franco Foda hat die WM-Qualifikation gnadenlos versemmelt und die EM-Euphorie in das Gegenteil verkehrt. Aus diesen fünf Gründen.

MEINUNG

01. Fehler – Kein Spieler kennt den Foda-Plan

Das Spiel gegen die Schotten war eine der erschreckendsten Leistungen der letzten Jahre des österreichischen Nationalteams. Am erschreckendsten für mich persönlich war die Tatsache, dass niemand von Fodas Spielern wusste, was der Spielplan war. ORF-Feldreporter Andreas Felber stellte jedem einzelnen Spieler gebetsmühlenartig die Frage: „Was war der Plan, den Teamchef Franco Foda Ihnen mitgab?“ In der Hoffnung, dass die Spieler uns Nationalteamfans erklären können, wie dieser „aufgescheuchte Hühnerhaufen“ gegen die Schotten zu erklären ist. Was laut Plan anders hätte laufen sollen. Doch ein ÖFB-Teamspieler nach dem anderen konnte diese simple Frage nicht beantworten. Was ist der Plan? Nie kam eine Erklärung. Egal, wen Felber fragte. Die Spieler wussten einfach nicht, was Fodas Spielplan war. 

Dieser Umstand wirft die Frage auf: Wie sollen unsere ÖFB-Teamspieler einen Plan umsetzen, wenn keiner den Plan erklären kann. Dementsprechend planlos und blamabel war die Vorstellung der österreichischen Kicker über 90 Minuten.

Von den vielen Befragten konnte nur der ÖFB-Kapitän im Nachhinein einen Anflug von Spielplan erkennen lassen. Neo-Real-Profi David Alaba antwortete sinngemäß mit den wenigen Worten: „Zwischen die Linien kommen und dann die Bälle im Strafraum hinter ihre Verteidiger spielen.“ 

Diese Alaba-Aussage überrascht im Nachgang sehr: Das ÖFB-Team spielte nicht im Geringsten so, wie von Alaba beschrieben. Sondern mit hohen Bällen über die Seite.

Somit lässt sich feststellen: Keiner der Akteure auf dem Feld verfolgte während des Spiels den ausgegebenen Schlachtplan des Teamchefs . Wie kann so etwas sein? Dafür fallen mir spontan zwei mögliche Erklärungen ein:

1.) Weil keiner im Team das Foda-Rezept kannte 

2.) Oder die Spieler sich nie an das Rezept von Franco Foda hielten

Beides spricht nicht gerade für den Teamchef. 

Eine 3. mögliche Variante wäre natürlich, dass die Spieler auf dem Platz nicht imstande waren, auch mal anders als mit hohen Bällen zu agieren: Etwa kreativ mit schnellen Doppelpässen durch die Mitte zu spielen, oder hohes Gegenpressing auszuüben oder mit tiefen Läufen die Abwehr aushebeln … oder … oder.

Aber an diese 3. Variante glaube ich persönlich jetzt weniger.

02. Fehler – Keine Reaktion auf das Scheitern

„Wahnsinn ist, wenn du immer wieder das Gleiche machst und auf ein anderes Ergebnis hoffst“, sagte sinngemäß der große Denker Albert Einstein. Österreichs Nationalteam machte gegen die Schotten immer wieder das Gleiche. Und bekam immer wieder das gleiche Ergebnis präsentiert. Misserfolg.

Österreichs bevorzugtes Mittel der Wahl zum Sieg über die baumlangen Schotten waren bekanntlich die hohen Bälle. Diese Taktik war sichtlich falsch. Die Schotten räumten alles locker weg, was von den ÖFB-Spielern an ausrechenbaren Bällen in den Strafraum geflogen kam.

Arnautovic und Co. scheiterten wie Sisyphus kläglich mit ihrem ineffizienten „More of the Same“-Fußball. Wieso hat Foda als Boss nicht auf den fußballerischen Schlamassel reagiert? Wieso ließ Foda seine Elf stets nach dem gleichen Schema F spielen – das die hochgewachsenen Schotten schon ab Minute 1 durchschaut hatten und diese nie vor Probleme stellte.

Teamchef Foda hatte ja zumindest Kapitän Alaba verständlich machen können: „Zwischen die Linien kommen und dann die Bälle im Strafraum hinter ihre Verteidiger spielen.“ Doch seine Mannschaft setzte diese Vorgaben nie um, spielte immer über die Flügel mit hohen Bällen. Ein völlig konträres Konzept, was Österreich spielte und Foda haben wollte. 

Da frage ich mich: Wieso unternimmt der Teamchef in Game nichts dagegen? Wenn ich Chef bin und mein Team nicht macht, was ich ihm mit auf dem Weg gab, dann weise ich doch mein Team eindringlich an, endlich das zu spielen, was im Vorfeld besprochen wurde. Erinnere mein Team daran, was ich von ihm erwarte. Doch Foda hat seine Spieler den selben Stiefel bis zum bitteren Ende weiterspielen lassen.

Übrigens hätte auch Teamkapitän David Alaba seine Mannschaft mit einem verbalen Tritt in den Allerwertesten darauf aufmerksam machen, dass alles gerade aus dem Ruder läuft und sich niemand an den Plan hält. Dass die Mannschaft anders spielen muss. Doch Alaba schwieg eisern und spielte den falschen Fußball mit.

Jeder, aber auch wirklich jeder einzelne ÖFB-Spieler hatte nach dem Spiel zum Besten gegeben, die hohen Bälle haben nichts gebracht und waren das falsche Mittel der Wahl, doch kein einziger hat etwas auf dem Platz geändert.

Das liegt nicht nur am Teamchef, sondern auch an der Mannschaft selbst.  

Die gesehene Spielweise mit hohen Bälle ist sowieso generell zu hinterfragen, da die Schotten per se einen Kopf größer als die Österreicher waren und bei uns mit dem Stuttgarter Sasa Kaladzic der einzig echte Kopfballstürmer verletzungsbedingt fehlte. Marko Arnautovic, der vorne drin spielte, braucht aufgrund seiner Spielweise und Technik ohnehin flache Pässe – keinesfalls Kopfballflanken.

03. Fehler – So nicht, aber wie dann!?

Nun gut, hat diese Taktik halt nicht geklappt. Kann man ja probieren, wenn man Flankengötter wie Baumgartner und Schöpf an den Seiten stehen hat (Ironie off). Nein, das Problem war: Die nominellen Außenstürmer Schöpf und Baumgartner schlugen entweder miese oder gar keine Flanken. Schöpf musste als nominell rechter Flügelstürmer im System Foda in erster Linie defensiv agieren. Baumgartner ist kein Flankengott, sondern jemand mit dem du gut Doppelpass spielen kannst oder der gerne mal nach innen zieht, um selber abzuschließen.

Zwischenfazit: Foda lässt Österreich mit hohen Bällen über die Flanken spielen, stellt aber keinen echten Flankenspieler auf und besitzt im Strafraum keinen Stürmer, der Kopfbälle verwerten kann.  

Dem nicht genug: Den Spielern links und rechts vorne (Schöpf, Baumgartner) fehlte jegliche Unterstützung von den Spielern dahinter. Linksverteidiger David Alaba zog es bei seinen Vorstößen ein ums andere Mal ins Zentrum, wodurch die linke Flanke fast nie besetzt und ein Doppeln nicht möglich war. 

Rechtsverteidiger Christopher Trimmel schlug gefühlt zwar die meisten Flanken. Jedoch hörte Trimmel immer schon weit vor der gegnerischen Torlinie auf mit dem Ball zu rennen. Der Union Berlin Legionär trat seine Flanken zumeist schon weit vor dem 16er in den Strafraum. Dadurch waren seine Hereingaben viel zu lange in der Luft unterwegs und unpräzise noch dazu. Weil es einfach schwerer ist, einen Ball über 30 statt über 15 Meter punktgenau hereinzugeben. 

Wir wissen nun also, dass das Flügelspiel lahmte. Kann passieren. Doch dann muss ein Teamchef das als Fußball-Fachmann erkennen und seine Mannschaft einfach anders spielen lassen. Doch weder der Teamchef noch die Spieler änderten etwas an ihrer Taktik. Und kamen deswegen folgerichtig über 90 Minuten zu so gut wie keiner nennenswerten Torchance.

Das bringt mich auf eine 4. mögliche Variante (siehe Punkt 1): Spieler und Teamchef haben geglaubt, irgendwann wird schon einer rein gehen.   

04. Fehler – Foda verstrickt sich in gedankliche Widersprüche

Foda scheint ein anderes Spiel gesehen zu haben, als der Andreas Felber, Herbert Prohaska, Roman Mählich, Helge Payer und jeder Fußball-Fan in Österreich. ORF-Feldreporter Andres Felber stellte nach der Partie auch Teamchef Franco Foda die Gretchen-Frage: Wieso die Mannschaft nur mit hohen Bällen agierte. Der Deutsche antwortete mit einer Exklusivmeinung, die außer ihm niemand an dem Abend hatte:

„Welche hohen Bälle?“

Foda hat also nicht gesehen, dass seine Mannschaft (verzweifelt ob fehlender alternativer Lösungen) zig hohe Bälle in den Strafraum der Schotten schlug. Das würde erklären, wieso der Deutsche nichts am Spielplan seiner Mannschaft änderte. Vielleicht hat Foda Tiki-Taka-Fußball gesehen, eine Vielzahl an schönen Kombinationen. Wir können nur mutmaßen. 

„Welche hohen Bälle?“, stellte Foda also die Gegenfrage: Die einzige Erklärung, die ich auf die Schnelle finden kann: Vielleicht hat der Teamchef die Frage verbal falsch verstanden. Vielleicht hat der Trainer in einer ersten Emotion verstanden, sein Team hätte von hinten raus mit hohen Bälle nach vorne agiert (Kick and Rush Fußball sozusagen). Was nicht der Fall war. 

Ein weiterer Widerspruch, in den sich der Teamchef verstrickte: Foda schoss sich mit der Hereinnahme von Yusuf Demir auf den rechten Flügel ins eigene Bein. Keine drei Tage pochte der Teamchef nach dem Spiel gegen die Israelis darauf, er sehe den Barca-Jungstar eher auf der 10 oder der 9,5 – aber nicht auf den Flügeln. Doch schon gegen die Schotten wechselte er Demir just auf dem Flügel ein. Hat Demir in drei Tagen so viel dazu gelernt, dass er plötzlich doch der perfekte Flügelstürmer ist? Wenn Foda nicht einmal auf Foda hört, dann ….   

05. Fehler – Keine Selbsterkenntnis

Ganz Fußball-Österreich war entsetzt von der grausamen Horror-Vorstellung gegen biedere Schotten. Hagelte es nun Selbstkritik von Franco Foda? Gab er zu, dass die Taktik nichts fruchtete? Ging er darauf ein, dass seine Spieler nichts von einem Plan erzählen konnten? Nahm er die Schuld auf sich für das Versagen gegen Schottland? Nein. Nein. Nein. Nein und nochmals Nein. Teamchef Foda versuchte den Grottenkick seiner Mannschaft mitunter sogar schönzureden. Sein Team hätte ja am Schluss durchaus noch 1-2 Torchancen gehabt. Echt jetzt!?  

Ich meine:

1.) Selbst ein 1:1 daheim gegen die Schotten wäre ein furchtbares Resultat gewesen

2.) Ich konnte keine einzige Erkenntnis von Foda hören, die uns für die Zukunft helfen würde besser zu spielen

Der erste Weg zur Veränderung ist Selbsterkenntnis. Wenn er wenigsten die Fehler erkennen und benennen hätte können. Doch – genauso wie nach der Pleite gegen Israel – da kam nichts von Franco Foda! Keine Analyse. Keine Lösungen für das nächste Spiel. 

Und deshalb, sowie den fünf genannten Fehlern, geht diese völlig unnötige, blamable wie unerklärliche Niederlage des österreichischen Nationalteams gegen Schottland und damit das mutmaßliche Scheitern in der WM-Qualifikation auf die Kappe von Franco Foda. 

★ Mag. Daniel Hoffmann ★

★ Mag. Daniel Hoffmann ★

GRÜNDER und AUTOR von FUSSBALL UND FOOTBALL NEWS

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