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Kaderanalyse DFB-Nationalteam – Deutschland vs. Frankreich / Deutschland vs. Peru

Kaderanalyse DFB-Nationalteam – Deutschland vs. Frankreich / Deutschland vs. Peru
Trotz der desaströsten WM Pleite – Bundestrainer Jogi Löw nominierte gleich 17 Spieler aus seinem WM-Kader 

Die Nominierten

Die Neuen:

Kai Havertz:
Früher waren Poldi und Schweini die Küken im deutschen Nationalteam – im September 2018 ist es Kai Havertz. Der 19-Jährige wird von fast allen als kommender Superstar gehandelt. In der letzten Buli-Saison avancierte der Leverkusener zum jüngster Spieler aller Zeiten mit 50 Einsätzen (18 Jahre und 307 Tage). Trotz seines jungen Alters besitzt der offensive Mittelfeldspieler schon jetzt einen Marktwert von 35 Millionen Euro (Transfermarkt.com). Sein Vereins-Trainer Heiko Herrlich spricht gar vom „größten Talent seit Toni Kroos“.

Nico Schulz:
Philipp Max wird seinen Augen nicht getraut haben. Da spielt er die Saison seines Lebens (13 Assists, 2 Tore), da verzichtet Jonas Hector trotz Einberufung freiwillig auf die beiden Spiele, da ruft Löw den Neubeginn aus – und schon wieder wurde er übergangen. Wenn nicht jetzt, wann dann, mag man fragen. Der lachende Dritte der erneuten Nicht-Nominierung von Max und der selbstauferlegten Pause von Jonas Hector ist Nico Schulz. Ein Spieler mit viel Speed und ein sehr geübter Umschaltspieler. Der blitzartige Aufstieg des Hoffenheimers geht damit ungebremst weiter. Erst Nationalteam Hymne, dann Champions League Hymne.

Thilo Kehrer:
Für viele doch recht überraschend kam die Nominierung von Ex-Schalke-Spieler Thilo Kehrer (jetzt hätten die Schalker endlich mal einen Spieler im Kader gehabt). Seine Nominierung beschleunigt hat er durch seinen kürzlich erfolgten Wechsel zum internationalen Top-Klub PSG für schlappe 37 Millionen Euro. Damit ist er einerseits der teuerste deutsche Verteidiger aller Zeiten. Andererseits im Team trotzdem wohl eher ein Vorgriff auf die Zukunft. Kehrer ist mehr ein Mann für kommende Aufgaben, denn die schwere Gegenwart. Zumal auf der Innenverteidiger-Position vor ihm Hummels, Boateng, Rüdiger und Ginter stehen. Eventuell testet ihn Löw für die Rechtsverteidiger-Position.

Torhüter:

Manuel Neuer bleibt auch nach der WM die unumstrittene Nummer 1. An ihm lag es nicht, dass die Deutschen so früh wie noch nie bei einer Weltmeisterschaft die Heimreise antreten mussten. Marc-Andre Ter Stegen bleibt damit wie gewohnt nur die Rolle der 1B im deutschen Tor. Einen 3. Torhüter nominierte Joachim Löw dieses Mal nicht. Zum Einen, weil Kevin Trapp gerade mit Klubsuche beschäftig war (Frankfurt) und Bernd Leno seit seinem Wechsel zu Arsenal noch kein einziges Mal Premier League Luft schnuppern durfte.  Zum Anderen, weil er lieber die oben genannten neuen Spieler in diesen Tagen kennen lernen und für höhere Weihen testen möchte.

Verteidiger:

Viele stimmten schon den Abgesang von Hummels und Boateng an. Doch die Weltmeister kriegen noch zumindest ein Turnier geschenkt. Angesichts der Nibelungen-Treue von Jogi Löw werden die Jungen wie Süle, Rüdiger und Tah aller Voraussicht nach erst nach der EM 2020 den Stamm bilden. Sie dürfen in der Zwischenzeit weiter zu Weltklasse reifen, wobei Niklas Süle schon verdammt nah dran ist.
Kurios: Löw nominierte wie immer Jonas Hector. Dieser verzichtete aber auf die zwei Spiele, weil er dringend eine Pause braucht. Der Bundestrainer nominierte niemanden nach – weswegen der Kader auf 22 Mann schrumpfte. 

Mittelfeld:

* Im Spiel 1 nach der Ära Özil wieder dabei ist Ilkay Gündogan. Sein sportlicher Wert ist für Löw offenbar größer als die damit verbundenen Probleme. Gündogan steht im September 2018 mehr für Altlasten denn für Neuanfang. Entscheidend wird sein, ob das deutsche Publikum ihm verzeihen kann.
* Er ist wieder mit von der Partie. Leroy Sane. Der verstoßene Sohn darf zeigen, dass er zu Unrecht aus dem WM-Kader geschmissen wurde. Welttrainer Pep Guardiola stellte übrigens unlängst ähnliche Beurteilungen wie der Weltmeister-Trainer an. Bei ManCity wurde das Riesen-Talent wegen lustlosen Auftritten und mangelnder Einstellung vorübergehend aus dem Kader suspendiert.
* Sane also wieder dabei, Götze dafür wieder nicht dabei. Er sitzt bei Dortmund nur auf der Bank.
* Neu dabei ist Juwel Kai Havertz, wieder dabei WM-Fahrer Leon Goretzka. Beides hervorragende Umschaltspieler mit großer Dynamik. Ein Indiz, dass Löw seinen dominanten Ballbesitz-Fußball wirklich zurückfahren will.
* Ansonsten vertraut der WM-Trainer von Brasilien beim Mittelfeld auf seinen Versager-WM-Kader von Russland. Khedira muss pausieren, die Tür ist aber bei entsprechender Leistung noch nicht zu. 6er Emre Can ist nach schwerer Verletzung erst wieder auf dem Weg zurück.

Angriff:

Die Problemzone Nr. 1, wie die Weltmeisterschaft zeigte. Hätte Deutschland nur einen Bruchteil seiner Chancen verwandelt, wäre das Debakel nie passiert. Seit dem Rücktritt von Klose klafft eine riesige Lücke an vorderster Front, die nie geschlossen werden konnte. Gomez, der bei der EM 2016 noch in bestechender Form war, vergab zu viele Sitzer, erkannte die Zeichen der Zeit und gab seinen Rücktritt bekannt. Timo Werner ist ein Rohdiamant, der nicht rechtzeitig bis zur WM geschliffen werden konnte. Er ist immer noch zu ineffizient in seinem Tun. Der Leipziger wird aber aufgrund seines Potenzials, seiner Schnelligkeit und Pressing-Fähigkeiten den Sturm von Deutschland auf Jahre hinaus prägen. Reus ist ein fantastischer rechter Flügel, aber kein Stürmer von Format. Sandro Wagner hätte dieses Mal wohl gute Chancen auf eine Einberufung gehabt, wäre er nach seinem ersten Frust über die WM-Nicht-Nominierung nicht beleidigt zurückgetreten. Freiburgs Nils Petersen ist sehr solide, aber kein Weltklasse-Stürmer wie ihn die Franzosen mit Griezmann oder die Engländer mit Kane haben. Hier ist auf Sicht Baustelle angesagt, bis Werner soweit ist und zum Super-Knipser wird.

Nicht mehr im 23-Mann-Kader

…im Vergleich zur WM 2018

× Kevin Trapp
× Marvin Plattenhardt
× Sami Khedira
× Sebastian Rudy
× Mesut Özil
× Mario Gomez

Wieder dabei im Team

 Jonathan Tah
 Nils Petersen
 Leroy Sane

Neu im Team

Erstmalig einberufen
 Thilo Kehrer
Nico Schulz
Kai Havertz

Diese Spieler hätten eine Nominierung verdient gehabt

! Philipp Max
! Mark Uth

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