Die Los Angeles Rams stehen am Sonntag im Superbowl. Viele NFL-Fans meinen, dass dies ihr letzter Superbowl für viele Jahre sein wird. Weil die Rams heuer alles auf eine Karte setzten. Doch die Rams sind auch 2022 Superbowl-Kandidat! Hier die Gründe…

Die Los Angeles Rams verloren 2019 (in einem der langweiligsten Finale ever) den Superbowl gegen Tom Bradys New England Patriots. Dieser Stachel sitzt immer noch tief im Fleisch der Franchise. Weswegen dieser Schmerz sah schnell wie möglich ausgemerzt werden soll. Aus diesem Grunde stellten die Los Angeles Rams während der Saison 2021 ein All-Star-Team zusammen, das den Superbowl gewinnen soll.

Um ihr großes Ziel Wirklichkeit werden zu lassen, kauften die Rams während der Saison groß ein. Die Rams verpflichteten die Mega-Stars Von Miller für die Defensive und Odell-Beckham Junior für die Offensive. Damit waren die einstigen Superbowl-Finalisten nun in jedem Mannschaftsteil ideal besetzt und somit reif für den Titel.

Und wie uns die jüngere NFL-Geschichte lehrt, kann dies am Sonntag tatsächlich passieren. Die Los Angeles Rams stehen im Superbowl, noch ein Spiel vom Titel entfernt, als haushoher Favorit gegen die Cincinnati Bengals. Es schaut so aus, als ob der Traum wahr und die Scharte von 2019 ausgewetzt werden wird. Doch zu welchem Preis?

NFL-Beobachter unken seit Monaten, dass die Rams, selbst wenn sie den Triumph schaffen sollten, zum One-Hit-Wonder mutieren. Den einen Superbowl-Sieg können sich die Kalifornier vielleicht teuer erkaufen, aber dann ist für die nächsten Jahre der Ofen aus. So die landläufige Meinung in der NFL-Community.

Das hat vor allem jenen Grund, dass die Widder ihren kurzfristigen Erfolg sehr teuer erkauften. Mit NFL-Superstars für den Verlust von wertvollen Draft-Picks – vor allem Erstroundern. Die Rams haben sich Von Miller und Co. heuer kaufen können, weil sie ihre Firstrounder in den kommenden Drafts verhökerten. Das nächste Mal, dass die Rams einen neuen Starrookie im Erstrunden-Pick wählen dürfen, ist 2024 – also erst in drei Jahren. Das Tafelsilber ist weg.

Hinzu kommen einige neue Free Agents in der Offseason 2022, die das Team verlassen können.

Und der aktuelle Cap Space ist bei fast keinem anderen NFL-Team so gering wie bei Sean Mc Vays Truppe. 

Keine guten Vorausseztungen, um eine Legacy zu gründen. Geht es nach vielen NFL-Beobachtern, sollen die Rams ab dem Sommer aus genannten Gründen wieder in der Versenkung verschwinden.  

Doch ich bin anderer Meinung! 

Die Rams werden auch 2022 und danach zu den heißesten Superbowl-Kandidaten gehören. Hier die Gründe…

Niedriger Salary Cap, bei Vertragsänderungen kein Problem mehr

Die Rams haben 2022 fast keinen Cap-Space übrig, können also in der Offseason keine neuen und teuren Spieler an Bord holen. Ein großer Nachteil in der kommenden Free Agency – und bei den höchsten Draft-Picks schaut es bekanntermaßen ebenfalls mau aus. NFL-Verträge sind aber flexibel und können zugunsten eines besseren Cap Spaces abgeändert werden. Spieler mit Void-Jahren am Ende des Vertrages können beispielsweise ihren Vertrag verlängern und so den Basislohn mit dem Team neu vereinbaren. Zum Beispiel mit einem soliden Grundgehalt bei gleichzeitig über die Jahre verteilten Boni.

Ein Kandidat für eine Vertragsverlängerung samt geänderter Bezüge könnte Superbowl-Quarterback Matthew Stafford sein. Seine „Extension“ könnte den Rams 5 bis 9 Millionen Dollar pro Jahr sparen – und damit dringend benötigten Cap Space frei machen.  

Die Rams haben aktuell 5,5 Millionen Dollar Capspace. Das ist sehr wenig. Zum Einordnen: Allein der laufende Vertrag von Stareinkauf von Miller kostet 9 Millionen Dollar. Den bezahlen aber nicht die Rams, sondern die Denver Broncos (die dafür neben einem Zweitrundenpick auch noch einen Drittrundenpick bekamen). Diesen Tauschhandel „Starspieler für Draftpicks“ können die Rams natürlich auch 2022 wieder in lichte sportliche Höhe pushen. 

Viele Compensatory Picks für die Rams

Die Rams haben in der Free Agency 2021 viele Leistungsträger verloren, weswegen sie 2022 im Draft diese ersetzt bekommen. Die Rams mögen keine Erstrundenpicks mehr haben, aber dafür eine Menge Compensatory Picks 2022. Gerechnet wird mit vier Compensatory Picks in den Runden 4 bis 6. Darüber hinaus bekommt der Superbowl-Finalist in Runde 3 einen Compensatory Pick, weil ihr früherer Mitarbeiter Brad Holmes nun General Manager der Detroit Lions ist und als Afroamerikaner einer Minorität angehört (was die NFL großzügig vergütet). Die Rams mögen also nicht in der ersten oder zweiten Runde wählen dürfen, danach sind sie aber mit vielen Picks bestens aufgestellt.   

Späte Draftpicks schlugen voll ein

Die Rams hatten heuer eine klare Strategie, die auch in den nächsten Jahren fruchten kann. Die Rams kaufen Superstars für Erstrundenpicks teuer ein und holen in den Runden 2 bis 7 Spieler, die auf den vakanten Positionen voll einschlagen. Vom letzten Draft schlug etwa Linebacker Ernest Jones als Drittrunden-Pick ein. Nose-Tackle Sebastian Joseph-Day war nur ein 6. Rundenpick – genauso wie Starting Safety Jordan Fuller. Wenn die Rams weiterhin so exzellent draften, können sie ihren ohnehin schon extrem hochkarätigen Kader punktuell weiter verstärken. Was 2021 gelangt, kann auch 2022 gelingen! 

Die meisten Leistungsträger bleiben, das Stammteam bleibt bestehen

Mag sein, dass der eine oder andere Spieler nach dem Superbowl gehen wird, doch 1.) passiert das anderen Top-Teams auch und 2.) deswegen fällt doch nicht das gesamte Team auseinander.

Im Gegenteil: Die „Grundelf“ steht auch weiterhin, fast alle Leistungsträger werden auch 2022 noch da sein. Quarterback Matthew Stafford, der beste Wide Receiver der Liga mit Cooper Kupp, Runningback-Star Cam Akers, Defense-Ass Aaron Donald und und und. Eine Top 2 wie Robert Woods kommt zudem aus einer Verletzung zurück. 

Damit sind fraglich, der 40-jährige Andrew Whitworth (Karriereende?) sowie die kommenden Free Agents Von Miller und OBJ (eben geholt, schon wieder weg?).

Die restlichen Free Agents (selbst Nose Tackle Joseph-Day und Cornerback Williams) sind ersetzbar. Die wichtigsten Stammkräfte bleiben fast zur Gänze in Los Angeles. Die Rams werden auch 2022 wieder eine topbesetzte Startruppe haben, die um den Superbowl mitspielen wird.

Vorteil Rams: Sie werden bei anderen Free Agents bzw. Tradezielen nicht viel Überzeugungsarbeit leisten müssen. Wer geht nicht gerne zu einem aktuellen Superbowl-Finalisten. Wer will nicht gerne mit einem Cooper Kupp und einem Aaron Donald zusammenspielen. Möglicherweise verzichtet der ein oder andere neue Spieler für den sportlichen Aufstieg auf etwas Lohn.

Rams machen es wohl wie Bucs: „Keeping The Band together“

Die Tampa Bay Buccaneers haben es dieses Jahr vorgemacht. Trotz einiger auslaufender Verträge blieb die „Band“ zusammen. Die Mannschaft, die 2021 den Superbowl holte, ging ohne nennenswerte Verluste geeint in die neue Saison. Niemand wollte den regiereden Superbowl-Sieger verlassen. Dieses Szenario ist auch für die Los Angeles Rams wahrscheinlich.

Wer soll besser sein?

Vielleicht mögen mehrere Spieler die Franchise verlassen, aber trotzdem werden die Rams auch in der nächsten Saison eine Hausmacht in der NFC bleiben. Wer soll besser sein als die Rams? Die Green Bay Packer dominieren stets die Regular Season, schaffen es aber nie in den Superbowl. Tampa Bay zerfällt nach dem Rücktritt von Tom Brady gerade. Die Saints sind seit dem Abgang von Drew Brees auch nicht mehr das, was sie einmal waren. Und Teams wie die Cowboys, Cardinals oder 49ers sind auch 2022 maximal gleich gut wie die Rams, aber nicht besser.  

Ich denke, die Los Angeles Rams werden auch die nächsten 1-3 Jahre ein extrem heißer Superbowl-Kandidat sein. Für alles andere wird ihre geballte Starpower weiterhin viel zu groß sein. 

Für Rams-Fans