MEINUNG

Wieso mag niemand Marc Janko? In der Theorie ein Superstar, in der Praxis ein ungeliebter Prophet. Ein sportlicher Nachruf auf das leise Karriere-Ende des unterschätzten ÖFB-Stürmers.

Wenn jemand Liebe, Zuneigung und die Hochachtung der österreichischen Fußball-Fans verdient hätte, dann Marc Janko. Seine großartigen Leistungen für den österreichischen Fußball sowohl auf Länderspiel- als auch Vereins- und Transferebene suchen in diesem Jahrtausend ihresgleichen.

Der 36-jährige Neo-Fußball-Pensionist erzielte in seiner Karriere stolze 214 Treffer in 439 Vereinsspielen. Das heißt, Janko  schoss in seiner 16 Jahre währenden Laufbahn in jedem zweiten Spiel ein Tor für seinen Verein. Auch als Stürmer im ÖFB-Nationalteam kann man dem 2-Meter-Mann rückblickend nur Superlative zuordnen. In seinen 70 Länderspielen für Rot-Weiß-Rot scorte der lange Schlacks ganze 28 Mal. Damit steht der langjährige österreichische Teamspieler in der Ewigen ÖFB-Torjäger-Rangliste auf Platz 4! Nur ÖFB-Rekordtorschütze Toni Polster, Goleador Hans Krankl und in der Urzeit Johann Horvath trafen öfter als „Uns“ Marc Janko für das österreichische Nationalteam. Sonst niemand. 

Marc Janko – Statistiken zum Staunen

Vereinsspiele

Tore

Länderspiele

Tore

Marc Janko: Wie kann ein so erfolgreicher Spieler so unbeliebt sein?

Das Salz in die Suppe zu geben, das beherrschte Marc Janko aber wie kein anderer Stürmer in Österreich. Die Strafraumkobra erzielte immer Tore am Fließband. Trotz dieser überragenden Zahlen:  Marc Janko schlug seitens der österreichischen „Fans“ fast die gesamte Zeit seiner Karriere Ablehnung bis Verachtung entgegen. 

Das wirft in mir eine Frage auf: Wie kann ein so dermaßen erfolgreicher Spieler so dermaßen unbeliebt sein?

Ein unerklärliches Paradoxon im rot-weiß-roten- Fußball, das in diesem Kommentar einer dringenden Aufklärung bedarf. Woran lag es dann, dass der Goleador mit der eingebauten Torgarantie bei den Fans so schlecht ankam?

Auf der Suche nach Erklärungen für den gelebten Hass statt unbändiger Liebe im österreichischen Fußballvolk. 

Marc Janko war als Mensch nicht sehr zugänglich

Den lustigen Toni Polster lieben sie überall. Den emotionalen Hans Krankl verehren sie ohne Ende. Der gute Marc Janko steht Toretechnisch auf einer Stufe mit den beiden Torjäger-Legenden. Doch wird unser letzter Knipser vom Dienst gleich wie ein Polster oder Krankl verehrt? Keineswegs! Aber warum nicht? 

Es ist ein trauriges Argument, das nun kommt, aber: Marc Janko war nie so lustig und extrovertiert wie Krankl und Polster. Der große, ruhige und zurückhaltende Mann machte gerne ein Geheimnis aus seinem Leben. Daher war er dem heimischen Fußball-Volk emotional und als Mensch nie so nahe wie seine Torjäger-Vorgänger Krankl und Polster. 

Marc Janko legte gerne den Finger in die Wunde

Marc Janko war als Fußballer kein Spieler mit feiner Klinge, so auch als Person kein angepasster Faserschmeichler. Wenn ihm etwas nicht passte, sagte Janko es frei heraus. Gut so, würde man meinen: Doch seine kritische Art schmeckte vielen Österreichern nicht. Fußball-Fans wünschen sich zwar am Stammtisch Spieler mit Ecken und Kanten, kanzeln diese aber gerne ab, wenn diese letzten Typen klar und deutlich ihre Meinung frei heraus sagen.

Und Marc Janko, für einen Fußballer mit überdurchschnittlicher Intelligenz ausgestattet, sagte oft seine Meinung frei heraus. Dadurch machte sich der Teamstürmer einige Feinde.

Als Fußballer kein Filigrantechniker auf dem Platz

Der Stürmer mit der Nummer 21 war kein Filigrantechniker im Büro, sprich auf dem grünen Rasen. Ganz im Gegenteil: Bälle versprangen ihm viel zu oft vom Fuß. Ein einfacher Pass war oft schon eine Herausforderung für den Sturmriesen. Als Kombinationsspieler war die lange Latte sowieso nicht zu gebrauchen. Fußballerische Defizite, die ihm seine Kritiker trotz zahlloser Tore im Verein und Nationalteam gerne und oft vorwarfen. Wie übrigens auch davor seinem ÖFB-Team-Zwilling mit Namen Stefan Maierhofer. 

Darüber hinaus waren seine Tore selten schön, meist von einfacher Natur, ohne Glanz und Glorie.

Oder lag es an seiner Position als Stürmer?

Vielleicht lag der zeitweilig grenzenlose Fan-Hass gegenüber seiner Person auch an der Position, die er im Team spielte: Stürmer. Denn die vernebeln zwangsläufig Chancen und vergeigen Siege, wenn sie nicht treffen. Die Schuld für das Versagen des Nationalteams wird oft an ihnen festgemacht, weil sie hundertprozentige Torchancen ausließen. Viel mehr als ihre Kollegen im Mittelfeld oder in der Verteidigung, werden Stürmer angefeindet, wenn es mal nicht so läuft.

Auch ein Polster musste durch schwere Zeiten gehen, ehe ihn das Volk nach drei Toren gegen die damalige DDR in der WM-Qualifikation 1990 plötzlich unverhofft zu lieben begann. Ein Linz und ein Wallner, also jene Himmelsstürmer, um die uns Europa einst beneiden würde, wurden vom Volk oft höhnisch ausgelacht bzw. mitleidig belächelt.

Selbst ein Marko Arnautovic, mit 24 Treffern kurz davor eine Allzeitgröße wie Marc Janko an Toren im ÖFB-Team zu übertrumpfen, musste lange Zeit in Österreich durch die Hölle gehen, ehe ihm die heutige Zuneigung der Fans zuteil wurde. Mit dem herabwürdigenden Stigma „Enfant Terrible“ versehen, begleiteten jahrelang laute Buhrufe die Auftritte von Arnautovic im rot-weiß-roten Teamdress. Heute würden die ÖFB-Fans wohl eher schreien: „Außer Marko könnt ihr alle gehen.“ So haben sich die Zeiten bei ihm gewandelt. Die Teamstürmer hatten es in Österreich offenbar schon immer schwer.

Doch während bei den oben Genannten, irgendwann der Turnaround from Zero to Hero erfolgte, hat es Marc Janko bis zu seinem nunmehrigen Karriere-Ende nicht mehr geschafft, die Herzen der österreichischen Fans zu gewinnen. Eine Schande angesichts seiner phantastischen Karriere, die nicht nur ihm selbst, sondern auch dem Fußball-Land Österreich viel Ehre und Ruhm einbrachte, wie wir gleich sehen werden. 

Marc Jankos Bilderbuch-Karriere im Rückspiegel

Wir beginnen in Österreich: Als erster und auch einziger Spieler der Fußball-Neuzeit hätte der damalige Salzburg-Stürmer in der Saison 2008/2009 beinahe den uralten Bundesliga-Torrekord von Hans Krankl geknackt. Am Ende der Saison  standen unglaubliche 39 für den damals noch blutjungen Marc Janko auf dem Konto. Krankl hatte in seiner Rekordsaison 41 Tore geschossen. 

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Wo Janko war, war Erfolg

Seine Sensationssaison beförderte Janko schnurstracks in die holländische Liga zu Twente Enschede für damals sehr beachtliche 7,0 Millionen Euro. Janko war damit zu Österreichs teuerstem Fußballer aller Zeiten geworden.

Wie überall, wo der Österreicher spielte, glänzte er mit vielen Toren. So auch in Holland. Seine Reise ging deshalb rasch weiter in eine noch höhere Liga. Nach Portugal. Der FC Porto, Champions League Sieger unter Jose Mourinho, sicherte sich die Dienste des damals sehr begehrten ÖFB-Knipsers – und drückte ihm einen sagenhaften Verkaufsstempel auf. Wer Marc Janko zu seiner Porto-Zeit haben wollte, hätte 20 Millionen Euro bezahlen müssen.

Auch wenn er nicht immer spielte, unser Legionär wurde mit Porto Meister und Superpokalsieger. Überall, wo Janko war, war Erfolg. Mit Twente holte er den Pokal und Superpokal. Basel schoss er 2x zum Meistertitel und sich selbst einmal zum Dritten der Schweizer Torschützenliste. Dazu kommt ein Torschützentitel in Österreich und drei Meistertitel (alle mit Salzburg). Ja, selbst als Janko in sportlich etwas schwierigeren Zeiten ins ferne Australien ging, lieferte er ab. Auch in Down Under war Janko top. Der Torjäger hatte nichts verlernt und wurde Torschützenkönig.

In drei Ländern Meister, in zwei Ländern Torschützenkönig – Janko wurde verehrt, im Ausland, doch nicht in Österreich. Der Prophet mit der Gabe für Tore in Serie galt im eigenen Land nichts. Selbst als er sein Karriere-Ende verkündete, einem Zeitpunkt, wo zeitlebens verkannte Größen (wie Falco nach seinem Tod) doch noch so gewürdigt werden, wie sie es verdienen, passierte in Österreich nicht viel. Zwar huldigten die heimischen Zeitungen die Verdienste des Marc Janko – das (a-)soziale Netz feierte dagegen mehrheitlich (auf teils letztklassige Art und Weise) seine Demission. So wie sie ihn davor schon die letzten zwei-drei Jahre als Teamkicker aufs Vehementeste als Sportler zerrissen hatten. Jenen Mann, der Österreich vor gar nicht allzu langer Zeit mit seinen vielen Toren (Sieben auf einen Streich) fast im Alleingang zur Europameisterschaft 2016 schoss.  

Das bittere Ende des großen Marc Janko 

Der Zahn der Zeit nagte auch am Tormonster, das nach und nach zu einem zahnlosen Kuscheltier mutierte. Mit Mitte 30 versuchte Janko noch einmal in Tschechien (Sparta Prag) und der Schweiz (FC Lugano) an seine glanzvollen Zeiten als gnadenlose Tormaschine anzuschließen. Doch seine sportlichen Leistungen in den letzten ein bis zwei Jahren waren nur mehr miserabel. War es von Marcel Koller noch goldrichtig, Marc Janko zurück ins Team zu holen, war es von Franco Foda ein großer Fehler, weiter auf jenen Mann zu vertrauen, der einfach keine Tore mehr schoss.

Das Unvorstellbare passierte: In seiner finalen Saison in der Schweizer Super League schoss der, der immer trifft, kein einziges Tor mehr. Die überragende Karriere eines außergewöhnlich erfolgreichen Spielers ging im finalen Akt leider jäh zu Ende. Der gealterte Marc Janko sah dementsprechend dieser Tage ein: Meine Zeit als Spieler ist vorüber. Ich höre auf.  

Wie ein Lauffeuer ging die Nachricht durch das Land. Ein Scherz. Um der Wahrheit die Ehre zu gereichen: So gut wie niemanden interessierte das Ende des langjährigen Top-Stürmers mit den unglaublichen Statistiken und Erfolgen. Undank war stets seiner Welten Lohn.

Der ewige Janko wird als einer der erfolgreichsten Stürmer in die österreichische Fußball-Geschichte eingehen. Und als einer der meistgehassten. Er ist der viel gerühmte Prophet im eigenen Land, der nichts gilt. Marc Janko präsentierte sich während seiner Karriere ungewollt als Janus-Kopf, als ein Mann mit zwei Gesichtern. Mit einem Gesicht, das für Erfolg und Rekorde steht. Und einem Gesicht, das, trotz all der großen Leistungen für Österreich, in seinen schwierigsten Zeiten als Fußball-Volksfeind Nr. 1 galt. 

Schade, dass das österreichische Fußball-Volk Marc Janko nie liebte. Denn kaum ein anderer Kicker hätte es angesichts seiner Verdienste mehr verdient gehabt, als unser langjähriger Team-Kapitän und Torschütze vom Dienst. 

♦♦ Mag. Daniel Hoffmann ♦♦

♦♦ Mag. Daniel Hoffmann ♦♦

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Marc Janko bei „Willkommmen Österreich“

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