Der Junge ist so gut: Patrick Wimmer wird Österreichs Nationalteam in den nächsten Jahren seinen Stempel aufdrücken. Vor allem auf unserer chronischen Problemposition.

Wenn Franco Foda den Namen Patrick Wimmer hört, wird ihm hoffentlich das Wasser im Mund zusammenlaufen. Denn der 20-jährige Rohdiamant von Arminia Bielefeld ist drauf und dran, der nächste Superstar im österreichischen Nationalteam zu werden.

Patrick Wimmer ist gerade einmal 20 Jahre alt, aber schon jetzt so exzellent, dass er Bielefelds Fans und Trainer Woche für Woche mit seinen mannigfachen Künsten am Ball verzückt. Eigentlich wollten sie ihn auf der Alm als heiße Zukunftsaktie holen. Ihn erst langsam aufbauen und behutsam an die Stammmannschaft heranführen. Doch der hochveranlagte Kicker schlug von Beginn an ein wie eine Bombe. So, dass der einstige Austria Wien-Kicker jetzt aus der ersten Elf gar nicht mehr wegzudenken ist.  

Schließlich ist Wimmer – technisch enorm stark und mit einem begnadeten Talent für den letzten Pass ausgestattet – der beste (!) Scorer seines Teams. Das trotz seines jungen Alters.

Der unbekümmerte Rechtsaußen mit den frechsten Aktionen aller Bielefeld-Spieler kommt heuer auf zehn Scorerpunkte – darunter sieben Vorlagen und drei Tore. Somit hat Österreichs Nachwuchstalent ein Tor mehr geschossen als Bielefelds Stürmerlegende Fabian Klos oder der Stoßstürmer Janni Serra. Der einzige Bielefelder, der auch nur ansatzweise auf die Gesamtwerte des U21-Spielers kommt, ist der frühere Salzburger Masaya Okugawa ( 8 Tore, 1 Vorlage = 9 Scorerpunkte). Ansonsten spielt Wimmer unter sämtlichen Offensivkräften Bielefelds in einer eigenen Liga. 

„Er hat etwas Verrücktes, etwas Unbekümmertes, das uns sehr gut tut!“

STEFAN ORTEGA
BIELEFELDS TORHÜTER

Wimmers größte Stärken

So jung und schon so verdammt gut. Allen voran überzeugt der österreichische Jungspunds in der deutschen Bundesliga mit seiner famosen Übersicht. Patrick Wimmer, der auch im offensiven Mittelfeld eine Wucht ist, hat immer ein Auge für den besser postierten Mann. Der Niederösterreicher ist der Mann für den tödlichen Pass, wie seine unglaublich gute Bundesliga-Assiststatistik beweist. Seine größte Stärke: Wimmer kann seine Mitspieler mit perfekt getimten Pässen in die Tiefe vor dem Tor frei spielen. 

Darüber hinaus übernimmt der Edel-Techniker so gut wie alle Standards und traut sich überraschende Aktionen zu, wie sie eben nur hoch veranlagten, unbekümmerten Spieler seines Alters gelingen. Der Gegner rechnet mit viel, aber nicht mit dem, was Austrias next Superstar gerade einfällt. Wimmers fußballerischen Aktionen sind zwar unorthodox, aber fast immer effizient.

Bester Beweis war Wimmers-Rabona-Trick zum 2:0 gegen Frankfurt (Torschütze Schöpf). Seit dieser fulminanten Toraktion ist Patrick Wimmer in der ganzen Bundesliga bekannt. 

Eine weitere Stärke von Österreichs zu sichtlich Höherem berufenen Jungstar ist seine Ballgeilheit. Der aufstrebende Bundesliga-Spieler will auf dem Feld immer den Ball haben. Das ist sehr beachtlich für einen gerade einmal 20-Jährigen. Vermeiden die meisten seiner Gleichaltrigen diese Verantwortung verständlicherweise doch eher.

Noch beachtlicher: Der junge Wimmer ist der Kreativchef des Bielefelders Offensivspiels und Schaltzentrale. Seine Mitspieler vertrauen dem aufstrebenden Youngster und spielen ihm übermäßig oft den Ball zu. 

Der österreichischen U21 ist er mit diesen genialen Auftritten längst entwachsen. Wimmer gehört ins österreichische Nationalteam und zwar schon für die entscheidenden WM-Playoff-Spiele gegen Wales und dann hoffentlich Schottland oder die Ukraine (denen man es in Zeiten wie diesen mehr vergönnen würde).

Wimmer wäre riesiger Gewinn fürs Nationalteam

Österreichs Teamchef Franco Foda hatte das gesamte letzte Länderspieljahr ein Riesen-Problem auf dem rechten Flügel. Patrick Wimmer kann dieses Problem mit seinen Qualitäten ad hoc in Luft auflösen.

2021 versagte zumeist ein Alessandro Schöpf auf dieser für ihn völlig ungewohnten Position rechts vorne. Der Tiroler, der ebenfalls in Diensten von Arminia Bielefeld steht, hier aber zentral aufläuft, war eine einzige Vorgabe als rechter Flügel. Der Foda-Liebling brachte nach vorne überhaupt nichts zuwege und konnte nach hinten nicht schnell genug absichern (wegen seines Speeddefizits).

Auch die von Foda ausprobierten Louis Schaub (Köln) oder Karim Onisiwo (Mainz) machten nicht nachhaltig auf sich aufmerksam. Der eigentliche Stammspieler rechts vorne im österreichischen Nationalteam, Valentino Lazaro, ist (auch verletzungsbedingt) die letzten zwei Jahre mehr oder weniger in der Versenkung verschwunden. Seine gezeigten Leistungen rechtfertigen schon lange keinen Startelf-Einsatz mehr.

Der beste Mann, den wir für Rechtsaußen haben, heißt Patrick Wimmer. 

Dementsprechend hält Wimmer nicht nur bereits bei einem Marktwert von 4 Millionen Euro, sondern wird auch von großen Klubs gejagt.  

Deswegen muss Wimmer in der ÖFB-Startelf stehen

Größter Profiteur einer Wimmer-Premiere im österreichischen Nationalteam wird Marko Arnautovic sein. Österreichs Starstürmer verhungerte in zahllosen Länderspielen viel zu oft als Sturmspitze, weil er keine brauchbaren Bälle von außen bekam (weswegen er sich oft zurückfallen lässt, um das Spiel in Schwung zu bringen). Mit Bielefelds Assistkönig Wimmer bekommt der Bologna-Striker endlich wieder jene Zuspiele von der Seite, von denen ein Stürmer lebt.

Zudem ist der Bielefelder einer, der selber torgefährlich ist und das allgemeine technische Niveau des österreichischen Nationalteams merklich erhöhen würde. Der kreative Wimmer kann den Ball mit seinen spielerischen Qualitäten sowohl im Mittelfeld klug verteilen, als auch gefährlich vertikal in die Spitze spielen.

Dieser Mann hat Österreichs Nationalteam – das zuletzt oft mit nur 10 Mann gespielt hat (ohne rechten Flügel) – dringend gefehlt. Der 20-jährige Jungstar der deutschen Bundesliga, der den „ARD-Sportschau“-Reportern Woche für Woche so viel Freude beim Kommentieren macht, wird Österreichs Nationalteam die nächsten Jahre enorm bereichern und die schwelenden Probleme auf dieser wichtigen Position vergessen machen.

„Ich fühle mich bereit dafür und würde mich über einen Anruf des Teamchefs Franco Foda natürlich freuen“, sagte der U21-Nationalspieler schon im Januar in einem Interview mit „Transfermarkt.de“. „Für jeden Fußballer auf der Welt ist es eine Ehre, für sein Land antreten zu dürfen.“ 

Patrick Wimmer ist exakt jenes fehlende Puzzlesteinchen, das das ÖFB-Team für eine erfolgreiche WM-Qualifikation so dringend braucht.