Die wichtigsten Gründe für den drohenden Abstieg.

Altach ist heuer in Nöten. Tabellenletzter mit der miesesten Offensive der gesamten Liga. Wie es soweit kommen, dröselt „Fußball und Football News“ in diesem Analyse-Beitrag auf. 

1.) Die Einkaufspolitik – Zweitklassige Spieler

Der SCR Altach ist finanziell nicht so auf Rosen gebetet wie die Topvereine der Liga. Dennoch scheitert Altach gerade massiv an seiner Einkaufspolitik. Die Vorarlberger kauften im Sommer in der 2. Liga ein und bekommen nun dementsprechend zweitklassige Leistungen abgeliefert. Spieler wie Aigner, Reiter, Prokop, Strauss oder Bukta sind noch zu jung und unerfahren, um in Altach den Karren aus dem Dreck zu ziehen.

Auch Canadi-Wunschspieler Sandi Krizman ist bislang eine einzige Vorgabe. Gerade einmal ein Tor steht beim (verletzungsanfälligen) Legionär aus Kroatien nach 16 Spieltagen zu Buche. Ein Denker und Lenker wie Boris Prokopic versauert auf der Bank. Und der neue Innenverteidiger Pape-Alioune begeht viel zu viel haarsträubende Fehler. Die Neuzugänge helfen der Mannschaft nicht weiter und können die Abgänge der langjährigen Stützen wie Manfred Fischer, Samuel Oum Gouet oder Emir Karic nicht im Ansatz adäquat ersetzen. Dem Altacher Kader fehlt es schlicht und einfach an Qualität.    

2.) Die Probleme auf der Position des Sportdirektors

Die diversen Fehleinkäufe der letzten Jahre lassen sich auf die Probleme auf dem Sportdirektor-Posten zurückzuführen. Seit dem Abgang von Georg Zellhofer herrscht hier ein Qualitätsverlust. Der SCR Altach leidet immer noch an den Flops von Christian Möckel und nun Werner Grabherr. Der Deutsche wurde geholt, um den deutschen Markt zu sondieren. Stattdessen wurden Legionäre aus fernen Ländern geholt, die kaum Mehrwert brachten oder Zweitliga-Spieler, die eine Liga höher nicht funktionierten.

Während Georg Zellhofer über Jahre hinweg einen Goldgriff nach dem anderen ablieferte (Oberlin, Ngamaleu, Lukse, Fischer, Karic, Dovedan etc.), griffen seine zwei Nachfolger zumeist daneben (Bumberger, Stefel, Obasi etc.). Von wenigen Ausnahmen wie Sidney Sam, Neven Subotic oder vielleicht Stefan Haudum mal abgesehen. Bei einem kleinen Verein wie Altach müssen die Transfers sitzen. Doch egal, wer seit Georg Zellhofer auf der Sportdirektor-Position sitzt, er liefert nicht ab. 

3.) Mieseste Offensive der Liga

Neun Tore in 16 Spielen sind gelinde gesagt eine einzige Katastrophe. Atdhe Nuhiu ist der Top-Torschütze der Rheindörfler mit gerade einmal drei mickrigen Treffern. Damit ist der Königstransfer des Sommers bislang ein Flop. Außer Nuhiu haben nur fünf weitere Altacher aus dem aktuellen Kader in der Saison getroffen. Viel zu wenig, um die Klasse halten zu können. Den Vorarlbergern fehlt es vorne an jeglicher Tor-Gefahr. Dieses Dilemma ist hausgemacht.

Ein Danilo Carando, der in fast jeder seiner Vereine Tore am Fließband schoss, wurde für nicht gut genug befunden. Der Argentinier hat für seinen neuen Verein Cienciano in der 1. Liga Perus schon wieder fünf Tore in 13 Spielen geschossen. Ein Daniel Maderner, der mit seinen Toren Altach im Frühjahr in der Liga hielt, netzt in jedem zweiten Spiel ein (sechs Tore in zwölf Spielen für Waasland-Beveren in der 2. Belgischen Liga). Tore, die Altach in dieser Saison fehlen. Und auch der gebürtige Vorarlberger Daniel Nußbaumer verließ – für allerdings gutes Geld – während der laufenden Saison den Verein in Richtung Portugal (vier Tore in acht Spielen, dazu zwei Assists).

Nun hat Altach niemanden mehr, der für Tore gut ist, weswegen Sportdirektor Werner Grabher dieser Tage ankündigte, im Winter auf dem Transfermarkt nachbessern zu wollen. Vor allem ein Top-Stürmer soll her.   

4.) Damir Canadi kopiert Franco Foda

Die miese Torquote liegt aber nicht nur an den desolaten Stürmern, sondern auch am Spielsystem des Trainers. Wenn einer noch defensiver als Franco Foda spielen lässt, dann ist das Damir Canadi. Der Wiener beraubt die Vorarlberger mit seiner Spielweise ihrer gesamten Offensivpower. Nicht die einzige Parallele zu Österreichs Teamchef. Die zwei Trainer hegen und pflegen die gleiche Art der Selbsterkenntnis. So wie Foda nach Niederlagen des ÖFB-Teams sieht auch Canadi in Altach meistens gute Spiele und findet immer eine eher fragwürdige Erklärung, wieso es schon wieder keinen Sieg für sein Team gab.

Am Anfang erklärte Canadi nach jeder Niederlage gebetsmühlenartig, dass es noch Zeit brauche, bis seine neu zusammengewürfelte Mannschaft das volle Potenzial abrufen könne. Dann redete er sich auf die Verletzten heraus (die alle anderen Teams in der Liga auch haben). Später beklagte er die Chancenauswertung, zuguterletzt kam auch noch viel Pech hinzu. Was man im Grunde genommen nie hörte: Dass er was falsch macht, dass die Niederlage auf seine Kappe geht und die passenden Maßnahmen ergreifen wird. 

Man muss sagen, dass Canadis Stern im Sinken begriffen ist. Nach Atromitos Athen ging es nur mehr bergab mit seiner Karriere und seinen Erfolgen (Entlassung in Nürnberg, Kurz-Engagement beim 2. Mal in Athen). Einst uneingeschränkter Superheld in Altach, wird die Kritik an dem 51-Jährigen bei den Fans immer lauter. Was früher als völlig undenkbar galt, wird in Vorarlberg immer lauter diskutiert: Ist Canadi noch der richtige Trainer für Altach?

Punkteschnitt von Damir Canadi:

Altach Ära I: 1,71

Rapid Wien: 0,88

Atromitos Ära I: 1,76

1. FC Nürnberg: 1,21

Atromitos Ära II: 1,18

Altach Ära II: 1,13

5.) Routiniers und Leistungsträger entwertet

Canadi gilt seit jeher als schwieriger Trainer. Er will die uneingeschränkte Macht, duldet keine Widerrede und wird von den Medien als kleiner Diktator beschrieben. Auch schon während seiner ersten Amtszeit in Altach. Damals wurde aber alles im Verein geschluckt, weil Canadi den Dorfverein zu noch nie dagewesenen Erfolgen führte. Bei anhaltendem Misserfolg könnte ihm seine strenge Art aber schnell auf den Kopf fallen. Zumal er einen folgenschweren Fehler beging und Vereinslegende Martin Kobras völlig ohne Not rasierte.

Der extrem beliebte und erfolgreiche Torhüter war mit seinen Glanzparaden der Hauptgrund, wieso Altach letztes Jahr nicht abstieg. Fast im Alleingang hielt Kobras mit seinen überragenden Leistungen die Liga. Umso unverständlicher, dass Damir Canadi ihn zu Beginn der Saison zur Nummer 3 degradierte, noch hinter einem Teenager. Das ist eine völlig unnötige Demontage einer Legende, die zu einem sofortigen Aufschrei der Fans und zwangsläufig (wenn auch nicht öffentlich kolportiert) wohl Wirbel in der Kabine führte. So geht man mit einer Vereinsikone einfach nicht um. Wenn Canadi Kobras zur Nr. 2 hinter einem aufsteigenden Tino Casali gemacht hätte, wäre alles gut gewesen. So aber hat Canadi völlig unnötig eine riesen Baustelle im Verein aufgerissen, das Klima in der Mannschaft beschädigt und eine schwelende Unruhe in den Verein hineingebracht.

Canadi hat nicht nur eine Vereinslegende demontiert, sondern gleichzeitig eine bis dato funktionierende Achse gesprengt, indem dieser auch Kapitän Philipp Netzer rasierte. Den Routinier fast nie mehr spielen ließ (natürlich auch alters- und verletzungsbedingt) und auch Altach-Rekordspieler Jan Zwischenbrugger vom Mittelfeld in die Verteidigung zurückbeorderte. Die langjährige sehr verlässliche Achse Kobras-Netzer-Zwischenbrugger existiert nun nicht mehr. Dadurch ging gleichzeitig jegliche Stabilität im Altacher Spiel verloren. Und eine neue Achse existiert noch nicht. Die Jungen können noch nicht liefern. Altach fehlt ein stabiles Gerüst. 

Das sind die Gründe, wieso Altach Tabellenletzter ist und gegen den Abstieg in die Zweitklassigkeit kämpft.