Der ÖFB-Teamchef sprengt im WM-Qualifikationsspiel gegen Israel die Defensiv-Ketten der Mannschaft. Und siehe da: Österreich spielt plötzlich schönen und erfolgreichen Fußball.

Länderspiel-Analyse: Österreich gegen Israel – Hohes Tempo und hohes Pressing

Franco Foda hat sich wieder einmal selbst neu erfunden. Immer wenn der Deutsche kurz vor der Entlassung steht, lässt er Österreichs Nationalteam brillieren. Das war schon nach der Pleite in Israel in der Nations League der Fall und bei der EURO sowieso. 

Man konnte es kaum glauben, aber Österreich gestern Abend einen dominanten, ansehnlichen und erfolgreichen Fußball im vorletzten WM-Qualifikationsspiel. Und das gegen Angstgegner Israel. 

ÖFB-Teamchef Franco Foda schälte sich wie eine Schlange aus seiner Trainerhaut, indem er seine übliche defensive, übervorsichtige und langweilige Trainer-DNA einmal negierte. Der gefeierte Euro-Teamchef und angefeindete Post-Euro-Trainer ließ Österreich gegen Willi Ruttensteiners Israelis unerwartet offensiven Highspeed-Fußball der besten Sorte spielen. Und siehe da: Schon war Österreich dominant und erfolgreich.  

Seltenes Bild unter Foda – Viele Spieler in Gegner Strafraum

Foda sprengte gegen Israel die sonst von ihm selbst auferlegten Defensiv-Fesseln und ließ Österreichs Spieler stürmen. Während der Defensiv-Liebhaber sonst maximal zwei-drei unserer Nationalspieler in den gegnerischen Strafraum hinein ließ, schickte er dieses Mal die gesamte Offensiv-Abteilung zum Attackieren nach vorne. Man erkannte das österreichische Nationalteam nicht wieder. Plötzlich rannten fünf, sechs, sieben Offensive gleichzeitig mit Highspeed nach vorne. Der Strafraum war mit so vielen rot-weißen-roten Trikots besetzt, wie vielleicht noch nie in der Ära Foda.

Sturmspitze Marko Arnautovic war in diesem Länderspiel damit nicht mehr alleine auf sich an vorderster Front gestellt. Ausnahmsweise liefen diverse weitere Mitspieler neben ihm im 16er herum. Dies hatte zu Folge, dass der Star-Stürmer mit seinen Mitspielern etliche Male hochgefährliche Doppelpässe vor des Gegners Tor spielen konnte.

Was zur Folge hatte, das sich das österreichische Nationalteam Chance um Chance herausspielte und so gefährlich wie schon lange nicht mehr in der Offensive war. Vorbei die defensivlastigen Grottenkicks unter Foda mit zwei-drei mauen Chancen pro Halbzeit. Die Österreicher brannten ein wahres Offensivfeuerwerk gegen die Israelis ab. Weil Foda sich und das österreichische Nationalteam neu erfand.  

ÖFB-Team spielt auf einmal Red Bull Pressing Fußball

Franco Foda hat mit Seiwald und Adamu nicht nur zwei neue, junge, dynamische Red Bull Spieler in den Kader berufen. Franco Foda ließ plötzlich auch klassischen Red Bull Fußball spielen. Im Gegensatz zu all den Länderspielen davor, in denen der frühere Sturm Graz-Trainer biederen, mauernden Sturm-Fußball früherer Tage spielen ließ, ließ er gestern völlig unverhofft, den viel geforderten High Speed Red Bull Fußball zelebrieren: Frech, dominant, selbstbewusst, mit hohem Tempo und sehr hohem Pressing weit vorne.

Normalerweise beordert Franco Foda nach Ballverlust seine Spieler so schnell so weit wie nur möglich nach hinten zum eigenen 16ern. Dieses Mal nicht. Dieses Mal pressten Arnautovic und Co. die Israelis permanent schon an deren eigenem 16er an. Damit waren die Passwege zugestellt. 

Das hohe Pressing in vollem Tempo mit gleich fünf bis sechs Mann bewirkte, dass die Israelis keinen Spielaufbau zustande brachten und meist nicht einmal bis zur Mittellinie mit dem Ball kamen. Der Supersturm rund um Zahavi und Dabbur hing völlig in der Luft und kam zu keiner nennenswerten Torchance.

Umgekehrt hierzu erspielte sich Österreichs Nationalteam eine Vielzahl an hochkarätigen Chancen, weil die israelischen Verteidiger beim Herausspielen technisch zu limitiert sind, Grillitsch, Sabitzer und Co. schon früh die gegnerischen Bälle abfingen. Österreich stand so extrem hoch, dass der Weg zum gegnerischen Tor ein sehr kurzer war, viel kürzer als sonst unter Maurermeister Foda.

Bis die Israelis sich nach Ballverlust mit Mann und Maus formieren konnten, war Österreich schon ein ums andere Mal brandgefährlich im 16er. Das lag auch daran, dass die Passgeschwindigkeit viel höher als sonst ausfiel und Österreichs Spieler den Ball nur sehr kurz hielten – dadurch das gesamte Spiel sehr schnell machten. Zu schnell für den Gegner.  

Diese Spielweise kennen wir in Österreich zur Genüge. Von Red Bull Salzburg, aber nicht vom Nationalteam.   

Wieso lässt Foda ausgerechnet jetzt diesen dominanten Highspeed-Fußball spielen?

Meine Erklärung dafür lautet so: Franco Foda spielte um seine Zukunft als österreichischer Teamchef. Der Euro-Held musste nach der völlig verpatzten Post-Euro-Ära nicht nur gewinnen, sondern auch noch mit schönem und dominanten Offensiv-Fußball gewinnen. Ein hässlicher 1:0-Sieg mit typischem, biederem, unansehnlichem Foda-Fußball hätte nicht gereicht, um seinen Kopf zu retten.

Der neue ÖFB-Präsident Gerhard Milletich wollte auch dominanten, erfolgreichen Fußball sehen, wie es unserer Goldenen Spielergeneration entspricht. Wir haben mit die beste Spieler-Generation seit vielen Jahren. Mit Stars bei Bayern München, Red Bull Leipzig, Real Madrid oder dem FC Barcelona. Trotzdem treten wir unter Foda aber stets wie ein Kaninchen vor der Schlange auf.

Gegen Israel waren wir die Schlange. Gegen Israel haben wir gezeigt, dass wir die bessere Mannschaft sind. Dass es keine Zweifel gibt, dass wir den Gegner dominieren und als klarer Sieger vom Platz gehen werden.  

Ich persönlich glaube, dass dieses neue, so selbstbewusste Auftreten des ÖFB-Nationalteams, diese neue so erfreuliche System-DNA mit hohem Tempo und hohem Pressing ein dezidierter Auftrag des neuen Präsidenten an Teamchef Foda gewesen war. A la: „Ich will von dir und deiner Mannschaft sehen, das wir Österreicher endlich mal der uneingeschränkte Chef im Ring sind.“

Ich habe Franco Foda in meinem Sportblog „Fußball und Football News“ oft genug für seine Planlosigkeit und Fehlentscheidungen kritisiert. ( Die fünf größten Fehler des Franco Foda ) Von meiner Seite daher ein großes Lob an Franco Foda, der sich nach diesem unverhofften Sinneswandel vielleicht doch noch als würdiger Teamchef für die beiden WM-Playoff-Spiele erweisen könnte. 

★ Mag. Daniel Hoffmann ★

★ Mag. Daniel Hoffmann ★

GRÜNDER und AUTOR von FUSSBALL UND FOOTBALL NEWS

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