David Alaba spielt wieder linker Verteidiger im ÖFB-Nationalteam. Leider ist der Real-Star auf dieser Position ein ums andere Mal einer der Schwächsten. Das liegt am Teamchef und wirft die Frage auf, ob unser Superstar auf einer anderen Position nicht viel besser aufgehoben wäre.

Viel zu lange Zeit ließ Franco Foda Österreichs Abwehrass David Alaba im zentralen Mittelfeld versauern. Eines viel zu späten Tages erkannte der ÖFB-Teamchef seinen Fehler und stellte den ÖFB-Teamkapitän endlich auf seine angestammte Linksverteidiger-Position. Das war der Moment, als wir alle dachten.

„Jetzt spielt Alaba endlich Weltklasse im Nationalteam“

Doch weit gefehlt!

Die Hoffnungen der Nation wurden enttäuscht. Der frühere Bayern-Linksverteidiger und jetzige Real-Abwehrchef spielte im ÖFB-Nationalteam weiterhin wie ein Durchschnittskicker. Österreichs Nationalteam mit David Alaba auf links hatte weiterhin eine schwache linke Abwehrseite. Trotz eines überall gefürchteten Weltklasse-Linksverteidigers.  

Alaba versauert im Nationalteam auf links

Nichts macht die versenkten Erwartungen deutlicher als David Alabas Auftritt im entscheidenden WM-Playoff-Spiel gegen Wales. Alaba hätte ob seiner Klasse als bester Spieler Österreichs und Teamkapitän auf links hinten das Spiel ankurbeln und tragen sollen. Er sollte Österreichs Führungsspieler sein, der mit Leistung voran geht und Wales besiegt. Doch wieder einmal versagte ein hochtalentierter David Alaba auf links, wenn es drauf ankam.

Der Abwehrrecke von Real Madrid wirkte als Linksverteidiger pomadig, langsam und uninspiriert. Unnötige Ballverluste und Unsicherheiten im Zweikampf machten einen schwachen Gegner wie Wales unnötig stark. Während Alabas einstige Bayern-Vorstöße im Verbund mit Wirbelwind Franck Ribery legendär sind, traute sich der Bald-30-Jährige gegen die Waliser kaum über die Mittellinie. Wenn doch, versandeten Alabas Flanken im Niemandsland.  

Alabas armer Vordermann Christoph Baumgartner verhungerte elendiglich auf dem linken Flügel, weil ihm ein Mitspieler zum Kicken fehlte. Alaba bot sich Partner Baumgartner nicht zum Kombinieren an und rannte gefühlt kein einziges Mal bis zur Grundlinie durch. Der nunmehrige Vereins-Innenverteidiger stoppte jedes Mal weit vor dem 16er ab, um seine ihm aufgetragenen Defensivaufgabe erfüllen zu können.

Vermutlich eine strikte Weisung von Defensiv-Denker Franco Foda. Damit beraubte der deutsche Teamchef Österreichs Fußballelf einer ihrer wertvollsten Offensiv-Waffen. Gleichzeitig nahm Foda mit seiner Strategie Christoph Baumgartner aus dem Spiel. Die linke Seite war damit matt gelegt. 

Das gleiche Bild bot sich fatalerweise auf der gegenüberliegenden rechten Seite, wo Flügel Konrad Laimer völlig überfordert war – auch weil Stefan Lainer die meiste Zeit hinten blieb, hinten bleiben musste.

Das logische Ergebnis war, dass Österreich kaum zu Torchancen gegen die Waliser kam. Und da Wales-Superstar Gareth Bale im Gegensatz zu unserem Wiener Superstar einen Sahnetag erwischte, verpasst Österreich ein weiteres Mal eine Fußball-Weltmeisterschaft. Klassischer Fall von „vercoacht“. 

Ist Linksverteidiger noch die richtige Position für David Alaba?

 Was wurde in Österreich nicht jahrelang diskutiert, wieso Alaba nicht Linksverteidiger spielt. Jetzt spielt das Multitalent seit einem Jahr regelmäßig dort – und siehe da: Es ergab keinen nennenswerten positiven Effekt für das Nationalteam. Wir Österreich-Fans dachten, mit David Alaba hinten und Marko Arnautovic vorne haben wir eine der besten linken Seiten auf der ganzen Welt. Doch aus mehreren Gründen, leider, weit gefehlt.

Auch vor dem Hintergrund, dass David Alaba in seinen letzten sechs Spielen als Linksverteidiger weder Tor noch Torvorlage erzielte, möchte ich folgende zwei Fragen in den Raum stellen:

1.) Ist Linksverteidiger wirklich noch die beste Position für David Alaba?

2.) Oder müsste man ihn nicht viel besser auf der Position des Innenverteidigers aufstellen?

So wie er sie auch beim größten Verein der Welt spielt. 

Schließlich haben sich in den letzten Jahren lediglich drei oder vier denkwürdige Auftritte von Alaba im Nationalteam in unsere Köpfe eingebrannt. Alle bei der Europameisterschaft 2020. Als Alaba als souveräner Innenverteidiger alles abräumte und das Spiel von hinten traumwandlerisch sicher dirigierte.

Kläglicher Spielaufbau eines der größten Mankos im ÖFB-Team

 Wir verfügen in Österreichs Nationalteam über mehrere Innenverteidiger, die internationale Klasse besitzen. Doch im Spielaufbau sind diese leider durch die Bank technisch limitierte Kicker. Sowohl Martin Hinteregger als auch Aleksandar Dragovic wissen mit dem Ball nicht viel anzufangen. Weswegen das runde Leder meist schon kurz nach der Spieleröffnung beim Gegner landet.

Ein spielstarker David Alaba als Abwehrchef könnte hier sofort Abhilfe schaffen. Mit Alaba als erstem Mann, der das Spiel lenkt, würde Österreichs Nationalteam die spielerische Struktur bekommen, die es im heutigen Weltfußball dringend braucht, um auf großer Bühne erfolgreich zu sein. Der Real-Star wäre einer – wie er bei der EM bewiesen hat –, der den Ball kontrolliert nach vorne spielen und gegnerisches Pressing aushebeln kann.

Damit wäre auch Österreichs Sechsern enorm geholfen, die meist so schlechte Zuspiele von hinten bekommen, dass sie gleich unter Druck stehen und den Ball viel zu schnell wieder herschenken.

Wenn dann der neue Teamchef vielleicht auf Anti-Fußballer wie Julian Baumgartlinger und Stefan Ilsanker als Sechser verzichtet, sondern auf moderne Schaltzentralen wie Marcel Sabitzer, Dejan Ljubicic oder Florian Grillitsch setzt, hätten wir im Zentrum eine spielstarke Achse, die Bälle kreativ verteilen und das Offensivspiel lenken kann. Damit würde der eigene Ballbesitz steigen und der gegnerische Druck abnehmen.

Auf der Alaba-Position links könnte für den Übergang Oldie Andi Ulmer verteidigen (der bei seinen Team-Einsätzen um nichts schlechter als Alaba war).

Oder der nächste Teamchef läutet einen Umbruch ein und setzt auf junge Kräfte. 

Ein spannendes vorübergehendes Experiment könnte Philipp Lienhart auf links sein. Er ist schnell, technisch versiert und sehr defensivstark. Deutschland wurde 2014 sogar mit vier Innenverteidigern Weltmeister.

Vielleicht müssten der neue Teamchef wieder auf die Dreierkette setzen, solange bis links hinten endlich wieder ein junger Spieler von internationalem Format nachrückt. 

Eine Option ist trotz alledem, dass Alaba als Linksverteidiger sofort wieder gewohnt Weltklasse ist, wenn ein anderer Teamchef unser begnadetes Aushängeschild endlich von der Leine lässt und nicht mit seinem eigentümlichen, unerfolgreichen Defensivdenken offensiv zerstört.  

So oder so: Der Real-Star war und ist auf links wiederholt einer der Schwächsten im ÖFB-Nationalteam. Das lässt einen nachdenklich werden, ob der alternde, langsamere Alaba inzwischen nicht auf einer anderen Position viel besser aufgehoben wäre?

Nämlich der Innenverteidiger-Position!