Florian Grillitsch spielt bei seinem Klub in Hoffenheim nicht mehr im Mittelfeld, sondern ein paar Meter weiter hinten – als neuer Abwehrchef der TSG. In dieser neuen ungewohnten Position glänzt der rot-weiß-rote Ballzauberer Woche für Woche mit feinster Technik, aber auch unbekanntem Kampfgeist und perfekter Abwehr-Organisation.
Wenn der vormalige Sechser in Hoffenheim so gut spielt, wäre Florian Grillitsch also auch eine Alternative für den Posten als ÖFB-Abwehrchef? Fußball und Football News geht dieser Frage in einer Pro – und Kontra-Rubrik nach.
Grillitsch sollte weiterhin im Mittelfeld glänzen
„Was bestens funktioniert, solltest du nicht reparieren“
Wieso verändern, was supergut funktioniert. Florian Grillitsch ist seit mehreren Länderspielen unser Dreh- und Angelpunkt im österreichischen Mittelfeld. Wie ich schon vor einigen Monaten auf meinem Fußball-Blog schrieb, wird er gemeinsam mit Xaver Schlager und Konrad Laimer auf Jahr hinaus die Schaltzentrale des österreichischen Fußballs bilden. Während Schlager und Laimer mehr die arbeitenden Blaumann-Träger verkörpern, die mit ihrer großen Dynamik, ihrer immensen Laufleistung und mit ihrem überbordenden Kampfgeist die Balance im Spiel halten, sorgt der brillante Feingeist Grillitsch für den spielerische Boom zwischen den 16ern. So wie der langhaarige Edeltechniker den Ball streichelt und präzise seinen Mitspielern in den Lauf spielt, das kann sonst niemand auf der Sechser-Position. Doch niemand kann den Ball so gut halten und verteilen wie der Deutschland-Legionär, der im Sommer fast bei Mailand oder Neapel in der Serie gelandet wäre. Es wäre eine Verschwendung sondergleichen, sollte der einzige echte Kicker auf der 6er nach hinten beordert werden. Österreichs technisch limitierter Rumpelfußball der letzten Monate würde noch schlimmer werden. Ilsanker und Baumgartlinger sind grobschlachtige Abräumer alter Schule, die im modernen Fußball immer mehr zu Auslaufmodellen werden. Schlager und Laimer müssen spielen, können mit ihren ergänzenden Vorzügen neben Grillitsch auflaufen. Denn mit Grillitsch haben wir wenigstens einen Spieler zwischen Verteidigung und Angriff, der am Ball fast alles kann und als Sechser regelmäßig vorletzte und letzte Pässe schlägt, die zu Toren führen.
Für einen Abwehrchef ist der Hoffenheimer wohl auch körperlich zu wenig robust. Er verliert schon im Mittelfeld mehr Zweikämpfe als gut für ein Team sind. Sollte er jedoch hinten einen Zweikampf verlieren oder eine Ball vertändeln, weil er die spielerische Lösung sucht, wäre sein Fehler gleichbedeutend mit einer riesigen Torchance für den Gegner. Im Mittelfeld kannst du mal einen Zweikampf verlieren, aber nicht als Abwehrchef.
Aber meinetwegen, gehen wir es das Szenario durch: Grillitsch wird also neuer Abwehrchef. Das Erste, was passieren würde, wäre das Teamchef Franco Foda wieder auf Dreierkette umstellen müsste (wie sie Hoffenheim mit Grillitsch spielt). Dann hätten wir wieder die Variante, die noch „nie“ im österreichischen Nationalteam funktioniert hat. Dazu eine noch defensivere Ausrichtung, als es sie eh schon unter Foda gibt. Im Mittelfeld würde Ilsanker und Schlager ihr Bestes versuchen, das Spiel zu leiten. Doch das können sie nicht. Das kann nur Grillitsch.
Grillitsch sollte neuer Abwehrchef im ÖFB-Team werden
„Stärke deine Schwächen“
Wenn du Schwächen hast, solltest du an diesen arbeiten. Was jeder Küchenpsychologe bei einem Spritzer unter Freunden weiß und zum Besten gibt, sollte auch oberste Maxime im ÖFB-Nationalteam sein. Österreichs Nationalelf hat große spielerische Schwächen, wenn es darum geht, den Ball von ganz hinten nach ganz vorne zu kicken. Das liegt daran, dass Hinteregger, Dragovic und Lienhart starke Abräumer sind, aber von hinten kein Spiel aufbauen können. Ihre Pässe führen in der Regel zu nichts. Deswegen versandeln viele Angriffsbemühungen im ÖFB-Nationalteam schon, bevor sie überhaupt begonnen haben. Ein Techniker wie Florian Grillitsch mit seinen öffnenden Pässen könnte hier sofort Abhilfe schaffen.
Als neuer Abwehrchef könnte er nicht nur die Abwehr dirigieren, sondern auch Österreichs Angriffen eine spielerische, kreative Note verleihen, die bislang völlig fehlt. Wir verlieren auch deswegen unsere Spiele, weil wir gegen hoch pressende Mannschaften den Ball nicht aus der Abwehr herausbekommen. Pässe von Hinteregger oder Dragovic werden oft zum Boomerang (kommen sofort wieder zurück). Der Fisch beginnt bei den Füßen zu stinken
Ein Grillitsch würde das gegnerische Pressing mit passgenauen Bällen aushebeln und seine Vordermänner gekonnt in Szene setzen. Eine spielerische Belebung (Packing lässt grüßen), die Österreichs Verteidigung auf das nächste Level heben würde – und somit die gesamte Angriffs-Statik des österreichischen Spiels.
Österreichs Nationalteam spielte immer dann am besten, wenn es einen Libero im Nationalteam hatte, wie eine Heribert Weber beispielsweise. Florian Grillitsch könnte der neue Heribert Weber werden. Ein Mann, der von hinten heraus, das Spiel antreibt und gestaltet.
Lasst es uns versuchen, lasst Florian Grillitsch in einer spannenden Dreierkette neben Hinteregger und Dragovic (oder mittlerweile eher Lienhart) den Abwehrchef geben. Wir brauchen dringend einen neuen spielerischen Impuls im Nationalteam. Schlimmer als in den letzten Monaten nach der EURO kann es mit dieser Variante auch nicht werden, vielleicht aber endlich wieder besser. Mit Mastermind Grillitsch als neuem Denker und Lenker der Abwehr sowie zwei klassischen Abräumern daneben kann es nur wieder bergauf gehen mit dem österreichischen Nationalteam.
★ Mag. Daniel Hoffmann ★
GRÜNDER und AUTOR von FUSSBALL UND FOOTBALL NEWS
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