Neben Fußball natürlich 

1. Grund

Emotionen ohne Ende 

Orson Welles und Alfred Hitchcock wären blass vor Neid, wenn sie sehen würden, wie spannend es im American Football zugeht. Wenn du dir ein NFL-Spiel anschaust, verändert sich dein Körper schlagartig: Dein Herz schlägt höher, das Adrenalin schießt dir wie wild durch den ganzen Körper, gleichzeitig erzielen deine Endorphin-Ausschüttungen Bestwerte. Wäre es nicht NFL Time, müsstest du vielleicht zum Arzt gehen. So aber fieberst du emit jeder Faser deines Körpers mit, wenn dein Team einen wichtigen Touchdown erzielt oder dein Quarterback eine fatale Interception verbockt. Du leidest und jubelst ohne Unterlass im American Football. Fast nicht mehr emotional auszuhalten ist der Nervenkrimi im letzten entscheidenden Quarter, wenn es um alles geht. Eingefleischte Football-Fans stehen (!) in den letzten Minuten eines Spiels, weil sie es auf dem Wohnzimmersofa sitzend oder liegend nicht mehr aushalten. Adrenalin pur. Emotionen pur. NFL pur.

2. Grund

Es passiert fast immer etwas im American Football

Während es bei den meisten Sportarten immer wieder mal Phasen der Ruhe gibt, existiert der Begriff Ruhe in der NFL nicht. Hier ist immer etwas los auf dem Spielfeld. Es vergeht keine Sekunde, in der nicht Action geboten wird (außer vielleicht in den Werbepausen). Sobald der Ball im Spiel ist, geht es permanent rund.

Die Spannung bleibt für NFL-Fans bis ganz zum Schluss erhalten. Besonders in den Playoffs herrscht Dramatik Pur bis zur allerletzten Sekunde. Du glaubst mir nicht? Alle Divisional und Conference Finals Spiele 2021 wurden mit dem allerletzten Spielzug entschieden.  

3. Grund

Superbowls 

Im deutschen Fußball ist Bayern München 10 Spieltage vor Schluss Meister und in Österreich Red Bull Salzburg 5 Spieltage vor Saisonende. Nicht so in der NFL. Hier wird der Meister (bescheiden wie die Amerikaner nun mal sind „World Champion“ genannt) erst im allerletzten Spiel der Saison ermittelt. Eine NFL Saison bleibt bis zum Schluss spannend. Nach einem Grunddurchgang „on any given Sunday“ folgen die spannenden Play Offs, an deren Ende das Finale, genannt Superbowl, steht. Und diese Superbowls sind fast immer legendär. Kannst du dich noch an das letzte Spiel der Bayern erinnern, mit dem sie Meister wurden? Ich auch nicht… Und jetzt eine weitere Frage: Kannst du dich noch an den legendären Superbowl zwischen den New England Patriots und den Philadelphia Eagles erinnern, als Nick Foles den kuriosen „Philly Special“ ausrief oder der hüftsteife Tom Brady mit seinen Glitschfingern den so wichtigen Pass nicht fing? … Eben!

4. Grund

Alles ist möglich

Frei nach Rocky: „Ein Spiel ist erst dann zu Ende, wenn es zu Ende ist“. Niemand kann sicher sagen, egal wie der Spielstand lauten mag, wer das Spiel gewinnen wird. Eine Mannschaft kann noch so hoch führen, der Gegner ist immer noch in der Lage, das Spiel zu biegen. Was für unglaubliche Comebacks haben wir in der NFL nicht schon gesehen. Totgesagte Teams, die länger lebten, als der geneigte Zuschauer zu glauben vermagte. Unvergessen hier: Die Superbowl LI zwischen den New England Patriots und den Atlanta Falcons (34:28). Wieso unvergessen? Weil die Patriots laut gesundem Menschenverstand 3:28 uneinholbar hinten waren, Tom Brady und Co. im Land der unbegrenzten Möglichkeiten aber das Unmögliche möglich machten. Zum Vergleich: Das ist wie wenn im Fußball Hoffenheim lange Zeit gegen die Bayern 6:1 führt – und die Bayern doch noch 7:6 gewinnen. Aber wann hat es das im Fußball jemals gegeben?

Alles ist möglich, heißt der obige Titel und gilt auch für die Titelchancen in der National Football League: Alle 32 Teams der NFL können im Grunde genommen die Vince Lombardi Trophy gewinnen. In Italien ist Juventus Turin seit Jahren der immer gleiche Meister, in Deutschland gewinnen die Bayern seit Ewigkeiten alles und in Österreich heißt der Champion am Ende der Saison stets Red Bull Salzburg. In der National Football League hingegen kommen solche Serienmeister nicht vor. In der gegenwärtigen NFL können alle Teams den Superbowl gewinnen.

Das liegt an der Ausgeglichenheit der Teams – die wiederum ein Produkt der „Competitive Balance“ ist. Die Liga rund um Commissioner Roger Goodell hat ein System der Chancengleichheit eingeführt. Beispielsweise verfügen sämtliche Franchises von West bis Ost über den gleichen Spieleretat (Salary Cap). Darüber hinaus dürfen schwache Teams im nächsten Draft als Erstes die besten Nachwuchsspieler aus den Colleges für die kommende NFL-Saison aussuchen. Im Gegensatz dazu kommt der regierende Superbowl-Sieger in der ersten und wichtigsten Draft-Runde als letztes Team mit Auswählen dran.

Eine weitere dieser Maßnahmen für eine Ausgeglichenheit der Liga heißt „Compensatory Picks„. Teams, die in der Free Agency schlechter als der Wettbewerb abschnitten, erhalten im nächstjährigen Draft zusätzliche Spieler zugestanden. Die NFL versucht mit diesen diversen Kompensations-Maßnahmen möglichst große Chancengleichheit zwischen allen 32 Teams herzustellen.

Und es funktioniert: Die Superbowl-Champions der letzten drei Jahre hießen: Kansas City Chiefs, New England Patriots, Philadelphia Eagles. 

5. Grund

American Football ist Schach auf Rasen

Es kommt auf den ersten Blick nicht so raus, aber das Spiel ist intelligent und unberechenbar. American Football ist eine der ausgeklügeltsten und vielschichtigsten Sportarten, die es auf der Welt gibt. Es gewinnt nicht die Mannschaft mit den besten Spielern, es gewinnt die Mannschaft mit dem besten Matchplan (Guardiola & Tuchel haben das Wort aus der NFL „geleast“). Es gibt hunderte Spielzüge für hundert verschiedene Spielsituationen auf dem Feld. Zumal sich so lange alles um Feldposition und Raumgewinn dreht, bis es heißt: Ab in die Endzone!

Auf dem beschwerlichen Weg dorthin bedarf es vieler Antworten auf noch mehr Fragen: Welche unserer Angriffs-Formationen spielen wir? Vertrauen wir den Runningbacks oder den Receivern? Machen wir gar einen Trick Spielzug? Riskieren wir den letzten Versuch im 4th Down? Was ist der größte Schwachpunkt des Gegners? Wie viel Zeit ist noch auf der Uhr? Und wenn alle Stricken reißen, setzen wir eventuell alles auf eine Hail Mary? Viele Spielzüge sind legendär. The Immaculate Reception ist noch Jahrzehnte später in jedem NFL-Kopf abrufbar. Und noch heute werden in Seattle die Köpfe geschüttelt, wieso zum Teufel die Seahawks den Ball im legendären Superbowl-Finish gegen die New England Patriots kurz vor der Endzone warfen – und nicht mit Beastmode Marshawn Lynch liefen.  

6. Grund

Das Regelwerk

Im Fußball killt der Videobeweis die Emotionen, in der NFL befeuert er sie. Du weißt nie, ob der Touchdown wirklich ein Touchdown ist, bis der Head Referee seine ultimative Entscheidung trifft. Die Sekunden oder Minuten bis dahin sind spannend, weil du die Szene aus allen möglichen Blickwinkeln präsentiert bekommst, die Kommentatoren währenddessen intensiv Pro und Contra diskutieren: War es jetzt ein Touchdown oder war es keiner? Im Regelwerk gibt es so viele Feinheiten, dass du dir bei einem Spielzug nicht sicher sein kann, ob er für oder gegen deine Mannschaft gewertet wird. Die gelben Flaggen der Schiedsrichter heizen die Anspannung zusätzlich an. Wieso wurde sie geworfen? Betrifft der Regelverstoß die Offense oder die Defense? Wird der Spielzug zurückgenommen? Setzt es gar eine Strafe gegen meine Mannschaft? Wie gesagt: American Football ist eine emotionale Achterbahn der Gefühle – und das ist verdammt gut so…

7. Grund

Die spektakulärsten Szenen

American Football ist der härteste Sport der Welt. Das Stadion wird in Ekstase versetzt, wenn es 100 Kilo Spieler spektakulär meterhoch durch die Luft wirbelt und gestandene Mannsbilder nach einem harten Hit des Gegners mit einem Rumms zu Boden krachen. Leider mit teils schweren Verletzungen, weswegen die durchschnittliche Karriere eines NFL Profis oft nur wenige Jahre überdauert. Im American Football gibt es keine Gefangenen. Natürlich entzücken darüber hinaus artistische One-Handed-Catches, nicht für möglich gehaltene 60 Yards Fieldgoals oder überraschende Fumbles das Publikum.

8. Grund

Legendäre Franchises

American Football Fans geht das Herz auf, wenn von den New England Patriots oder Dallas Cowboys die Rede ist. NFL Franchises haben eine lange Geschichte, viele Höhen und Tiefen erlebt und sind Kult in Amerika (und immer mehr auf der ganzen Welt). Die Patriots beispielsweise werden gehasst oder geliebt, dazwischen gibt es nichts. Die Cowboys sind All Americas Teams, die Lieblinge der Nation aufgrund sagenhafter Sieges-Erfolge Ende des 20. Jahrhunderts. Wir Europäer lieben unsere Mannschaften, Amerikaner verehren ihre Mannschaften noch abgöttischer. 

9. Grund

Die Superstars der Liga 

Tom Brady. Aaron Rodgers. Antonio Brown. Odell Beckham Jr. Ezekiel Elliott. Marshawn Lynch. Von Miller. Oder Legenden wie Brett Favre. Jerry Rice. Deion Sanders. Joe Montana. Kinder tragen ihre Trikots, wollen so sein wie sie und wegen ihnen eines Tages am liebsten ebenfalls in der NFL spielen. Erfolgreiche NFL Spieler sind Werbestars, Multimillionäre, Sporthelden einer Nation und werden nicht selten als Götter behandelt. Vor allem die mit einem Ring am Finger…

10. Grund

Zahlen lügen nicht 

Die NFL ist die reichste Sportliga der Welt. Mit einem Jahresumsatz von ca. 13 Milliarden US-Dollar (2016) ist die National Football League die umsatzstärkste Sportliga der Welt. Die Dallas Cowboys sind mit einem Wert von 5 Milliarden Dollar das teuerste Sportteam der Welt (Quelle: Forbes 2019). American Football ist die Nummer 1 unter den Sportarten. Der Superbowl ist das größte Einzelsport-Ereignis der Welt. In die Top 10 der US-Fernsehgeschichte schaffte es außer Super-Bowl-Übertragungen nur das Finale der Fernsehserie M*A*S*H im Jahr 1983 (mit Rang 6). Wartezeit für eine Saisonkarte der Green Bay Packers? Rund 30 Jahre. Zum Saisonauftakt 2017 waren alle Stadien ausverkauft. Noch Fragen? Auch in Österreich und Deutschland wachsen die Fan-Zahlen, vor allem in den letzten Jahren, stark an. Der Sport boomt regelrecht. Die Gründe dafür hast du ja eben gelesen…