Österreich hat das Toreschießen verlernt und verpasst damit den Aufstieg in die Nations League Gruppe A – Foda verhaute den Sieg mit fehlerhaften Spieleraufstellungen – Alaba spielte erstmals als Linksverteidiger und schwach

Österreich gegen Bosnien-Herzegowina

Nations League Spiel

0:0

Die Grundaufstellung

Ausgefallen für das Spiel gegen Bosnien waren Spieler wie Sebastian Prödl, Florian Grillitsch, Marcel Sabitzer und Guido Burgstaller. Wieder zur Verfügung standen Kapitän Julian Baumgartlinger, David Alaba und Michael Gregoritsch. Teamchef Franco Foda ließ gegen Bosnien in einem 4-2-3-1 spielen. Die defensive Viererkette führte gegen Nordirland zum wichtigen 1:0 Sieg. Weil Bosnien laut der fachlichen Einschätzung des Teamchefs einen ähnlichen Fußball wie Nordirland spielt, vertraute Foda wieder auf 4 Mann hinten. 
Die Vierer-Kette bildeten nach dem Ausfall von Sebastian Prödl Aleksandar Dragovic und Martin Hinteregger (Innen), gemeinsam mit Stefan Lainer und David Alaba (Außen). Alaba spielte damit erstmals im ÖFB-Team Linksverteidiger. Julian Baumgartlinger übernahm wieder seinen Part auf der Abräumerposition (neben Peter Zulj) sowie seine Kapitänsschleife. Auf der 10 schenkte Franco Foda Florian Kainz das Vertrauen. Auf Linksaußen spielte, ebenso überraschend, Alessandro Schöpf. Marko Arnautovic durfte die gleiche Position spielen wie in seinem Verein, Stürmer.   

Fehler Nr. 1 von Franco Foda

Österreich spielte in der 1. Halbzeit mit 10 Mann. An Florian Kainz auf der 10 lief das Spiel komplett vorbei. Der Bremer spielte früher, vor allem zu Rapid-Zeiten, des Öfteren auf dieser Position – aber das ist Jahre her. Kainz wirkte im Zentrum desorientiert, teilnahmslos und fehlplatziert. Foda reagierte zur Halbzeit auf seinen kapitalen Aufstellungsfehler mit einem Wechsel. Xaver Schlager kam und machte seine Sache mit Dynamik, Willen und Raffinesse 10x besser als der Totalausfall Kainz. Ursprünglicher Gedanke des Teamchefs war, mit Kainz auf dieser laufintensiven Position Bosniens Spielmacher Pjanic aus dem Spiel zu nehmen. 

Fehler Nr. 2 von Franco Foda 

Florian Kainz erwies sich an dem Abend nicht als die einzige Fehlbesetzung auf fremder, ungewohnter Position. Auch Alessandro Schöpf war eine Vorgabe auf dem linken Flügel. Die meisten Angriffe der Bosnier liefen folgerichtig über die rechte österreichische Abwehrseite. Österreich hatte viel Glück, dass es zur Pause nicht schon mit 1, 2  Toren in Rückstand war. Foda hätte das früher erkennen können und auf seine Coaching-Fähigkeiten vertrauen sollen statt auf das Glück. Denn streng genommen spielten wir in der 1. Hälfte nicht mit 10 Mann, wie oben geschrieben, sondern mit 9. Die zwei Aufstellungsfehler resultierten in 2 Totalausfällen.  

Kleinere bis größere Fehler der Spieler 

Aleksandar Dragovic, bei Leverkusen zurzeit gut in Form und gesetzt, tat sich schwer mit der Abseitsfalle. Der Innenverteidiger wusste oft nicht, ob er auf Abseits spielen soll – oder nicht. Peter Zulj machte viele unnötige Fouls. 
Florian Kainz kann nichts dafür, dass er auf diese Position gestellt wurde, aber wenn man das Zweikampfverhalten bzw. den Willen von ihm und dem jungen Schlager vergleicht, muss Kainz sich schon an die eigene Nase fassen
Alle zusammen: In Hälfte 1 war kein Pressing zu sehen

Alaba spielt erstmals Linksverteidiger und schlecht

Viele Jahre mussten die österreichischen Fans auf diesen Moment warten. Nach Millionen vehementer Petitionen in den Sozialen Medien war es am 16.11.2018 so weit: David Alaba spielte im Nationalteam das erste Mal links. Im Nachhinein muss man sagen: die Premiere als Linksverteidiger misslang gründlich. Alaba zeigte Fehler im Stellungsspiel, hechelte seinen Gegner ein um andere Mal hinterher und war offensiv fast nicht existent (nach der Premiere hat man als Fan erstmals etwas Verständnis für die langjährige Koller-Entscheidung). Schöpf vorne schlecht, Alaba hinten schlecht – vielleicht hätte die linke Seite gestärkt werden können, indem Foda Schöpf raus, Ulmer rein nimmt und Alaba eins vorzieht.  

Selten so schlechte Standards gesehen

David Alaba erwischte nicht nur als Linksverteidiger einen unglücklichen Abend, sondern auch als Standard-Schütze. Egal von welcher Position aus er schoss, egal ob Ecke oder Freistoß, seine Bälle landete zielgenau bei … Bosniern. Der Bayern-Star schoss die Bälle da hin, wo kein Österreich stand. Valentino Lazaro übernahm im Laufe der 2. Halbzeit und machte seine Sache bei Standards deutlich besser.  

Foda ist der Testspiel-Kaiser

2:1 gegen den vierfachen Weltmeister Deutschland. 1:0 gegen WM-Gastgeber Russland. 2:0 gegen Schweden. Foda gewann gegen teils prominente Namen 5 seiner 7 Freundschaftsspiele 2018. Von seinen Pflicht-Spielen gewann er nur eines (von 3). Umgekehrt wäre es besser… 

Das letzte gute Länderspiel ist lange her

So gut und begeisternd Österreichs Nationalmannschaft unter Foda startete, so schlecht waren die Leistungen in den letzten Länderspielen. Enttäuschend gegen Bosnien, schlecht gegen Dänemark, ja selbst der Sieg über Nordirland war ein glanzloser Arbeitssieg. 

Österreich hat das Toreschießen verlernt

Nur 1 Tor in 3 Nations League Spielen. Kein Wunder, dass Österreich mit diesem Offensiv-Minimalismus den Aufstieg in die Gruppe A verpasste. Immerhin: Durch das Remis kann Österreich auch nicht mehr absteigen, Platz 2 ist fix. Im Spiel gegen Nordirland geht es für Alaba und Co. um einen guten Jahresabschluss, aber auch um die bestmögliche Positionierung unter den vier Gruppenzweiten. Qualifiziert sich nämlich einer der vier Gruppenersten der B-Liga über die EM-Quali für die Euro 2020, rückt der beste Gruppenzweite der B-Liga in die Nations League Play-Offs nach – und das könnte mit einem Sieg über Nordirland Österreich sein.  

Der Gegner Bosnien

Die Prosinecki-Truppe spielte aggressiver, schneller und direkter als Österreich. Dank Zweikämpfen und 2. Bälle kamen Dzeko und Co. vor allem in der 1. Hälfte zu einer Vielzahl von guten Chancen. Wie üblich spielte Bosnien unter Prosinecki zu Null. 8 der letzten 12 Spiele unter ihm endeten torlos für den Gegner. Das ist vielleicht noch der beste Trost für Österreich nach der schwachen Darbietung.   

„Ich gratuliere der bosnischen Mannschaft. Sie ist verdient Erster geworden. Unser Ziel war klar. Wir wollten den ersten Platz belegen. Das ist uns nicht gelungen, aber deswegen darf man nicht den Fehler machen, alles schlechtzureden. Unsere zweite Halbzeit war sehr, sehr gut. Da bin ich mit den Spielern sehr zufrieden.“Zweite Hälfte war es ein offener Schlagabtausch. Da haben wir dann alles riskiert. Wir wollten das Spiel unbedingt gewinnen. Aufgrund des Risikos hätten wir auch noch verlieren können.“

Die Analyse des Teamchefs nach dem 0:0-Unentschieden gegen Bosnien

  • Die österreichische Leistung gegen Bosnien-Herzegowina 50% 50%

Ausgewählte Statistiken zum Spiel

Punkte holte Foda im Schnitt in seinen 11 Spielen als ÖFB-Teamchef, damit ist er besser als Vorgänger Marcel Koller (1,63)

einziges Tor erzielte Österreich in der Ära Foda nach Eckbällen

Spiele in Folge erzielte Marc Janko als Joker kein Tor

laustarke Bosnier machten das Heimspiel zu einem "Auswärtsspiel" für Österreich

Ausblick aufs nächste Länderspiel – Was gegen Nordirland besser werden muss

  1. Foda muss das nächste Mal ein besseres Händchen bei seiner Aufstellung beweisen 
  2. Die einzelnen Positionen werden hoffentlich wieder mit den „richtigen“ Spielern besetzen 
  3. Formstarke Spieler bevorzugen gegenüber formschwachen Spielern (Schlager vs. Schöpf / Laimer vs. Zulj / Schaub vs. Lazaro etc.)