Nach der katastrophalen Leistung von Thomas Müller bei der Weltmeisterschaft 2018 in Russland mehrten sich in Fußball-Deutschland die Stimmen, dass dieser aus dem Nationalteam zurücktreten solle, um Platz für die Jungen zu machen.

Einer der das offen ansprach war Mario Basler in der letzten „Doppelpass“-Sendung von Sport 1: Jogi Löw solle nicht zurücktreten, sondern: „Ich hätte mir eher gewünscht, dass Thomas Müller mal sagt… Der flankt ja im Moment die Bälle in Richtung NASA, zur ISS“. Christian Ziege widersprach seinem Spezi alter Tage sofort: „Neuanfang mit wem denn? Es ist ja nicht so, dass es da drei, vier Namen gibt in der Bundesliga, wo du denkst: Die müssen jetzt unbedingt in die Nationalmannschaft, die sind so gut, die kannst du nicht weglassen.“

Aber wer von Beiden hat nun recht? Ist die Zeit des inzwischen 29-jährigen Müller im Nationalteam vorbei? Sollte er wirklich von sich aus zurücktreten? 

Fußball und Football News hat sich im Internet schlau gemacht und die wesentlichen Zahlen zu Thomas Müller recherchiert. Denn Zahlen lügen nicht. Auf dem Prüfstand stehen Müllers Performance in Bundesliga, Champions League und Nationalteam. Danach fällt eine rationale Beurteilung der emotionalen Basler-Forderung leichter…

Leistung im Nationalteam

Fakt ist: Der Raumgleiter traf sein 6 Spielen nicht mehr für das deutsche National-Team. Bei der Weltmeister ging er leer aus, genauso wie bei den letzten beiden Länderspielen gegen Frankreich und Peru. Das ist viel zu wenig für seine Position, da muss mehr kommen. Es müllert nicht mehr. Ihm zugute halten muss man, dass Deutschland generell kaum mehr Tore schießt. 10 Treffer in den letzten 11 Länderspielen sind ein Armutszeugnis für so eine große Fußball-Nation. Müller ist also nicht der Einzige, der 2018 kaum ins Tor trifft. Auffällig ist, dass der langjährige Dauerknipser bei den letzten beiden großen Turnieren (WM 2018 und EM 2016) keinen einzigen Treffer verbuchen konnte. Seine Allzeit-Bilanz im Team ist dennoch überragend: In 96 Länderspielen brachte Müller sage und schreibe 38 Mal den Ball im Netz unter. Damit er in schon jetzt in der Geschichte Deutschlands einer der erfolgreichsten Spieler aller Zeiten. Er nimmt bereits einen Top 10 Platz unter den besten Torjägern der deutschen Geschichte ein. Seinen Team-Manager Oliver Bierhoff (37) hat er bereits überholt, der Nächste wäre Deutschlands langjähriger Capitano, Michael Ballack, mit 42 Toren. Im Fußball zählt aber nur die Gegenwart und nicht die Vergangenheit. Hier sei erwähnt: Thomas Müller ist mit seinem einen Treffer 2018 für das deutsche Nationalteam Top-Torjäger!! Gemeinsam mit Nico Schulz, Julian Brandt, Toni Kroos, Marco Reus, Timo Werner und Mesut Özil. Traurig, aber wahr: Kein Deutscher konnte in diesem Länderspieljahr ein 2. Tor erzielen. Somit stellt sich an dieser Stelle die Frage, die Christian Ziege gegenüber Mario Basler ansprach: Wer soll stattdessen spielen? Es bietet kein Besserer an! Während Thomas Müller es über all die Jahre bewiesen hat, dass er es kann.

Leistung in der Champions League

Gleich überragend wie seine Trefferquote im Nationalteam ist jene in der Champions League. In 101 Matches netzte Müller traumhafte 42 Mal. Er ist damit der beste deutsche Champions League Torschützen aller Zeiten! Und zwar mit riesengroßen Abstand vor allen anderen aktiven Spielern. Ein Mario Gomez hält bei 26 Treffern (ob weitere je dazu kommen werden, ist beim Stuttgarter mehr als fraglich), ein Marco Reus auf Platz 3 hat nicht einmal die Hälfte der Treffer erzielt (16). Müllers letzte Champions League Saison 17/18 war gut. Er scorte 3 Tore und legte 2 Treffer vor. Damit ist er unter den besten Spielern von Bayern München. Nur Stürmer Lewandowski (5) und Außenverteidiger Kimmich (4) trafen unwesentlich häufiger. Ebenfalls 3x netzten Thiago und Tolisso. Ein Ribery, ein Robben, ein Coman, ein Wagner – sie trafen allesamt nicht so häufig wie Müller. Auch in diesem Bewerb sprechen die Zahlen also eine klare Sprache. Müller ist international top.

Leistung in der Bundesliga

Viele Kritiker zeigten sich unzufrieden mit der letzten Bundesliga-Saison von Thomas Müller. Dabei wurde er unangefochten Assistent-König. Niemand legte mehr Vorlagen auf, die zu Toren führten, als der Raumgleiter. An die 16 kam niemand ansatzweise heran (selbst Flankengott Philip Max musste sich mit 13 Torvorlagen begnügen). Dazu kamen eher bescheidene 8 Tore. Ergibt trotzdem zusammen sehr beachtliche 24 Scorerpunkte. Auch in dieser Kategorie macht Müller niemand, genau genommen, nur einer was vor: Robert Lewandowski. Nur der Stürmer von Weltformat konnte mehr Scorer-Punkte als Müller sammeln (31). Alle anderen Bundesliga-Spieler – und wir sprechen hier von einigen Hundert – ließ Müller hinter sich. Die Kritiker, die ihm eine schlechte Saison bescheinigten, müssen sich selbst  hinterfragen.

Löws und Müllers Meinungen sind sowieso eindeutig

Mario Basler sagt viel, wenn detr Tag lang ist. Deswegen wird er gerne in TV-Shows eingeladen, weil er aneckt und einen gewissen Unterhaltungswert besitz. Viel wichtiger, ob Müller weiterhin für die Nationalelf spielen soll, ist die Meinung von genau zwei Personen: Joachim Löw und Thomas Müller. Und deren Meinung ist eindeutig. Thomas Müller gehört weiterhin ins Nationalteam. Die Zahlen lassen keinen anderen Schluss zu, Bundestrainer und Spieler auch nicht.

Löw stellte Thomas Müller in dem für ihn so wichtigen Schicksalsspiel gegen Weltmeister Frankreich sofort wieder in die Startelf. Trotz Neuanfang-Forderung. Trotz des Rufes nach jungen Spielern wie Sane oder Brandt. Dieser Umstand zeigt, dass der Bundestrainer seinen langjährigen Stammspieler weiterhin nicht nur zum Kader zugehörig sieht, sondern weiterhin in der Stammelf. Thomas Müller erfindet sich dabei gerade neu, im Nationalteam wie bei den Bayern, auf der Position im Offensiven Mittelfeld (statt Rechter Flügel wie gewohnt).

Er selbst machte ohnedies nie Anstalten, aus dem Team zurücktreten.

Egal, was Mario Basler sagt, egal was manche Fans in Fußball-Deutschland fordern: Thomas Müller wird noch einige Jährchen fixer Bestandteil des deutschen Nationalteams sein. Und das ist, wie alle Fakten und Zahlen belegen, verdammt gut so für den deutschen Fußball.