Wenn einer gehen muss, dann Salihamidzic

In den Medien wird fortlaufend kolportiert, dass Hansi Flick und Hasan Salihamidzic nicht miteinander können und am Saisonende einer der Beiden den Verein verlassen dürfte. Das kann nur Salihamidzic sein.

Die Fehleinkäufe des „Brazzo“

Bayern München steht nach dem verlorenen Champions League Hinspiel gegen Paris St. Germain mit dem Rücken zur Wand. Das erste von zwei Spielen endete mit einer 2:3-Heimniederlage. Damit brauchen die Münchner im Rückspiel am Dienstag in Paris einen Sieg mit zwei Toren Unterschied, um nach dem vorzeitigen Aus im DFB-Pokal nicht auch noch in diesem Bewerb viel zu früh dahinzuscheiden.

Für das mögliche Scheitern in der Neuauflage des letztjährigen Champions League Finales gibt es Gründe.

Allen voran ist die Chance auf ein Weiterkommen knifflig, weil ihr bester Mann und einziger echter Knipser gegen Paris fehlte. Robert Lewandowski.

Aber darauf will ich nicht hinaus. Mir geht es um den Ersatz von Lewandowski. „Welchen Ersatz?“, mag sich der eine oder andere nun denken. Genau, darum geht es mir. 

Den Bayern fehlt ein zweiter Stürmer von Format

Choupo-Moting reicht aus, wenn er in der Bundesliga gegen Bielefeld, Mainz oder Schalke eingesetzt wird (ja, soweit ist es gekommen, mittlerweile muss man Schalke zusammen mit diesen Nachzügler-Vereinen nennen). Ein Choupo-Moting reicht auch aus, um ein paar Tore in der Champions League zu machen (immerhin schon drei diese Saison). Aber Choupo-Moting als Einserstürmer der Bayern und permanenter Lewandowski-Ersatz reicht nicht aus, wenn es um ein Viertelfinale, Halbfinale oder gar die Titelverteidigung in der UEFA Champions League geht. 

Wenn Lewandowski nicht spielt, fehlt Bayern die absolute Weltklasse vor dem Tor.

Werfen wir einen Blick auf die Zahlen, um das Gesagte statistisch zu untermauern:

Bayern hatte 31 Torchancen, Paris 6. 

Bayern machte 2 Tore, Paris 3. 

Der polnische Weltfußballer oder eben ein adäquater Sturm-Ersatz hätte bei diesem Chancentornado der Münchner locker zwei oder drei Tore gemacht, dann wäre das Spiel 3:3 oder 4:3 für die Bayern ausgegangen. Die Ausgangsposition wäre eine ganz andere, viel bessere für. So aber können sich die vielen vergebenen Chancen der Bayern-Akteure nächste Woche bitter rächen. Ein frühzeitiges Scheitern des Titelverteidigers ist möglich, weil die Münchner keinen zweiten Super-Stürmer im Kader haben. 

Die Bayern haben nicht aus ihren Erfahrungen gelernt

Wenn bei Manchester City Sergio Agüero ausfällt, spielt Gabriel Jesus. Wenn bei Juve Cristiano Ronaldo ausfällt, spielt Alvaro Morata. Wenn bei Bayern Lewandowski ausfällt, spielt Choupo-Moting. Was erwarten sich die Bayern von einem Stürmer mit einem aktuellen Marktwert von 3,5 Millionen Euro, der heuer in 17 Bundesligaeinsätze gerade einmal ein Törchen zustande brachte (natürlich oft nur eingewechselt, trotzdem). Seit Jahren verabsäumt es der Rekordmeister, einen zweiten Starstürmer zu kaufen. 

Natürlich kann man argumentieren, dass Lewandowski so gut wie nie verletzt fehlt. Die Betonung liegt auf „so gut wie“. Denn diesem Argument möchte ich entgegen halten, dass der Vielspieler Lewandowski im Spätsommer, Herbst, Winter und auch noch zu Frühlingsbeginn tatsächlich nie fehlt. 

ABER … öfters mal im Frühling.

Und zwar genau dann, wenn die Deutschen, Engländer, Italiener und Spanier untereinander den Champions League Sieger ausspielen. 

Ich erinnere mich unter anderem an Lewandowskis Absenz in einem CL-Viertelfinale 2017 gegen Real vor ein paar Jahren, als die Bayern ebenfalls keinen annähernden Ersatz an vorderster Front aufbieten konnten. Robert Lewandowski verpasste im April das Hinspiel und lief im Rückspiel angeschlagen aufs Feld.

„Ohne meine Verletzung in der Champions League hätten wir eine gute Chance gehabt, ins Finale zu kommen. Ich denke, wäre ich in Madrid bei 100 Prozent gewesen, hätten wir ins Halbfinale kommen und dann, wer weiß, vielleicht die Champions League gewinnen können“, gab „Lewy“ damals gegenüber „ESPN“ zu Protokoll. 

Man hätte 2021 an der Säbener Straße aus den Erfahrungen aus 2017 lernen können, ja müssen. Schließlich ist es nicht das erste Mal, dass der Pole in entscheidenden CL-Duellen schmerzlich vermisst wird oder halb malad aufläuft. 

Als der Top-Stürmer 2017 verletzt fehlte, scheiterte man an Real. Und 2021 gegen Paris? 

Salihamidzic hat schlecht eingekauft und den Kader schlecht zusammengestellt

Nicht nur im Sturm mangelte es gegen Paris an Qualität (klar, Gnabry fehlte ebenfalls verletzt, er ist aber ein Flügelstürmer und kein klassischer 9er). So genügte auch die Ersatz-Bank keinesfalls den Ansprüchen eines Champions League Titelverteidigers. Wen hatte Flick auf der Bank? Nianzou, Sarr, Martinez, Musiala, Davies und Boateng.

Davis ist heuer formschwach, Boateng ein Auslaufmodell (muss Bayern verlassen, Fehler vor dem 2:3 durch Mbappé).

Martinez und Sarr sind zwei Notnägel, die allerhöchsten Ansprüchen nicht genügen. 

Und Nianzou und Musiala sind zwei junge, vielversprechende, hochtalentierte Nachwuchsspieler für die Zukunft. Wir reden aber vom Hier und Jetzt. Die Jungen kannst du ob ihrer fehlenden Erfahrung (noch) nicht gegen die abgebrühten Weltstars von PSG ins kalte Wasser werfen, um die Kohlen aus dem Feuer zu holen. Dafür braucht es gestandene Spieler, die solch brenzlige Situationen kennen – und wissen was zu tun ist.

Die (verletzungsgeplagten) Bayern brauchen in dieser Phase der Königsklasse hochwertiges Personal auf der Bank, das sofort Weltklasse abliefert. Und das haben sie gerade nicht. Die Abgänge der letztjährigen Leistungsträger Thiago, Coutinho und Perisic wurden nicht gleichwertig kompensiert.

Nicht auszudenken: Sollten Kimmich oder Goretzka den Bayern einmal verletzt fehlen oder gesperrt nicht zur Verfügung stehen, entsteht auch noch im Motorraum der Mannschaft ein riesiges Vakuum, das sie mit ihren anderen Kader-Spielern nicht gefüllt bekommen.

Denn auch im Mittelfeld mangelt es an gleichwertigen Alternativen im Bayern-Kader. Urgestein Martinez ist über dem Zenit. Kann, wenn überhaupt, nur mehr phasenweise auf allerhöchstem Niveau spielen. Für den Helden früherer Tage hätte schon im Sommer Ersatz hergemusst. Der Franzose Tolisso? Wie immer verletzt – kam in München nie über den Status eines Mitläufers hinaus. Sein Vertrag wird wohl nicht verlängert. Der Spanier Roca? Aktuell verletzter Ergänzungsspieler mit Potenzial für die Zukunft. Vielleicht nächste Saison. Der Brasilianer Costa? Über den muss ich wohl kein Wort verlieren, oder? Das waren (bislang) allesamt keine guten Erwerbungen der Bayern. Diese Spieler können von ihrer Klasse her mit den altgedienten Bayern-Akteuren nicht mithalten. 

Kaum zu glauben, dass ich das mal über die Bayern sage: Bayern München fehlt es hie und da an Qualität.

Warum spielt der BVB nicht immer so beherzt?!

Wenn einer gehen muss, dann Salihamidzic

Meiner Meinung nach mangelt es dem aktuellen Bayern-Kader (Corona-Pandemie hin oder her, Stichwort Festgeldkasse) an einem kleinen, aber vielleicht entscheidenden Fitzelchen an Qualität. Für den erneuten Sieg in der Königsklasse könnte der heurige Kader nicht gut genug zusammenstellt sein. Die Neueinkäufe liefern nicht. Der zweite Anzug passt nicht.   

Sportvorstand und Kaderplaner Hasan Salihamidzic hat es

1.) verabsäumt, einen annähernd gleichwertigen Ersatz für Lewandowski zu beschaffen (Wout Weghorst z.B.).

2.) die Abgänge der letztjährigen Leistungsträger Thiago, Coutinho und Perisic adäquat zu ersetzen.

3.) das zentrale Mittelfeld um Kimmich und Goretzka zu verstärken

Und…

4.) Verletzungen zum Trotz, die junge Ersatzbank ist zu jung.  

In den Medien wird fortlaufend kolportiert, dass Hansi Flick und Hasan Salihamidzic nicht miteinander können, ständig streiten und am Saisonende einer der Beiden den Verein verlassen könnte.

Angesichts der Fehleinkäufe bzw. unterlassenden Top-Transfers von Brazzo in Sturm und Mittelfeldzentrale:  

Das kann nur Salihamidzic sein!

Sollte Flick (sechs Titel innerhalb eines Jahres) genervt das Weite suchen, verliert Bayern in meinen Augen seinen wichtigsten Angestellten neben Hoeneß und Rummenigge.

Einen viel wichtigeren Angestellten, als Hasan Salihamidzic einer ist.