Der Rekordmeister hat das Siegen verlernt. Die Bayern sind nicht nur aus den Champions League Rängen rausgefallen, sondern sogar auf Platz 6 abgerutscht. Eine einzige Katastrophe für die erfolgsverwöhnten Münchner. Fußball und Football News schaut sich in diesem Post mögliche Gründe für die Bayern-Krise an – und nimmt dabei einen Bayern-Spieler nach dem Anderen genau unter die Lupe 

Manuel Neuer

Der Kapitän verursacht keine Niederlagen, gewinnt derzeit aber auch keine Spiele für seine Bayern. In der Kicker-Top-Spielerrangliste der Saison 2017/18 steht unser Nationaltorwart gerade einmal auf Rang 67. Gleichauf mit einem Fabian Bredlow von Nürnberg. Ein Kapitän muss aber gerade in schweren Zeiten vorangehen. Auf, aber auch neben dem Platz. In seiner Funktion als Kapitän hätte Neuer früher die Zeichen der Zeit erkennen und intern Alarm schlagen müssen. So wie ein Philipp Lahm es über Jahre hinweg vorbildlich, energisch und rechtzeitig tat, um nachhaltige negative Strömungen im Verein erst gar nicht erst aufkommen zu lassen. Manuel Neuer hat in der Kabine die derzeitige Krise mehr mitverursacht, als auf dem Platz.

Jerome Boateng

Der wahrscheinlich beste deutsche Innenverteidiger der letzten Jahre (ex aequo mit Mats Hummels) ist äußerst fahrig und fehleranfällig in seiner Spielweise geworden. Mit seinen Aussetzern als letzter Mann kostete er die Bayern bereits den einen oder anderen Punkt in dieser Saison. Hervorzuheben ist hier exemplarisch sein völlig unnötiges Elferfoul im Spiel gegen die Hertha, das letztlich die vermeidbare 0:2 Niederlage einleitete. Die Bayern-Bosse wollten im Sommer Boateng an Paris verkaufen. Es wird immer offensichtlicher, wieso sie dies tun wollten. Boateng ist von seiner früheren Bestform seit geraumer Zeit meilenweit entfernt. Boateng gibt der Abwehr keine Stabilität mehr.

Mats Hummels

Der Innenverteidiger, in der vergangenen Saison unter Jupp Heynckes noch gesetzt, hat seinen Stammplatz verloren. Niko Kovac setzt bevorzugt auf das Duo Boateng-Süle in der Innenverteidigung. Der Weltmeister von 2014 und Kopfball-Chancentod der WM 2018 ist auf Rang 3 in der internen Bayern-Hierarchie abgerutscht. Der Verlust seines Stammplatzes wirkt sich merklich negativ auf sein Spiel aus, aber auch auf die Top-Spieler-Rangliste des Kicker. Weil er für diese in der laufenden Spielzeit auf zu wenige benotete Spiele kommt, taucht Hummels in ihr gar nicht auf.

Niklas Süle

Der Innenverteidiger auf der Überholspur spielt trocken seinen Part hinunter. Unter durchschnittlichen Bayern-Spieler ist er noch einer der besten. Der kommende Mann bei den Bayern und auch im deutschen Nationalteam.

Joshua Kimmich

Der junge Rechtsverteidiger steht auch in der Krise seinen Mann. An ihm liegt es nicht, dass die Bayern in der Bundesliga auf den 6. Rang abgerutscht sind (2 Vorlagen in 7 Spielen). Kimmich stand sowohl in der Bundesliga, als auch der Champions League als auch im DFB-Pokal und Supercup 90 Minuten auf dem Platz. Der Viel-Spieler bräuchte wahrscheinlich dringend eine Pause, um regenerieren zu können und Verletzungen zu vermeiden. Die Pause kann ihm Kovac aber nicht geben, weil sie der Kader nicht hergibt. Bayern fehlen die Außenverteidiger. Aktuell mehr denn je. Den Bayern fällt gerade auf den Kopf, dass sie mit nur drei nominellen Außenverteidigern in die Saison starteten (Kimmich, Alaba, Rafinha). Von den Dreien ist nunmehr nur mehr einer übrig: Kimmich. Rafinha und Alaba sind verletzt.

David Alaba

Beim Österreicher hat man das Gefühl, dass er seit seinen vielen Verletzungen nie mehr an das Niveau früherer Tage herangekommen ist. Sein größtes Manko ist aber, dass er dauernd verletzt ist und den Bayern in vielen wichtigen Spielen fehlt.

Leon Goretzka

Die Fußball-Schuhe des großen FC Bayern sind dem hochtalentierten Spieler noch etwas zu groß. Der Mittelfeldturbo kann die Rolle noch nicht füllen, die ihm im Bayern-Ensemble zugedacht ist. Ein Arturo Vidal kontrollierte das Spiel der Bayern ganz anders als ein Goretzka, der als Klub-Neuling zur Zeit eher Mitläufer denn Dirigent ist. Es ist aber auch nicht die Aufgabe eines jungen Spielers, in heiklen Situationen die Kohlen aus dem Feuer zu holen. Das ist zum Beispiel die Aufgabe eines Thomas Müller.

Thomas Müller

Stark angefangen und dann stark nachgelassen. In den ersten beiden Spielen brannte Müller mit 2 Toren sowie 2 Torvorlagen ein Feuerwerk ab und machte seine miserable WM schnell vergessen. Seitdem ist er aber in 5 Bundesliga-Spielen ohne einen Scorerpunkt geblieben. Zu wenig. Viel zu wenig für einen offensiven Spieler, der unter Kovac zur Stammelf gehört. Auch in Champions League, DFB-Pokal oder Supercup traf der Ur-Bayer … nicht. Seine Leerlaufzeiten nehmen in den letzten 2 Jahren zu sehr überhand.

Thiago

Der kleine, oft gescholtene Spanier ist notenbester Spieler der Bayern (geht es nach der Kicker-Topspieler-Rangliste). Unter Kovac hat Thiago seinen Stammplatz sicher. Eine einzige Torvorlage ist aber mickrig für einen Spieler mit seinen technischen Fertigkeiten. Das ewige Talent schafft es nicht und nicht, den nächsten Schritt zur Weltklasse zu machen. Also jenen Schritt, den alle seit Langem von ihm fordern und erwarten. Mit seinen Fähigkeiten muss er dem Spiel seinen Stempel aufdrücken und das Zepter an sich reißen. Setzt sich „Thiago oder Nix“ auch diese Saison nicht in München durch, werden ihn die Bayern vielleicht nächsten Sommer teuer an Barca verkaufen.

James Rodriguez

Letzte Saison unter Heynckes noch auf dem Weg zum Superstar und Billigst-Schnäppchen, ist der Kolumbianer unter Kovac mehr Ergänzungsspieler. Ein Mann mit einem derzeitigen Marktwert von 80 Millionen Euro will immer spielen. James ist – wie so viele andere Spieler auch – unzufrieden mit seiner Situation in München und spekuliert offenkundig mit seinem Bayern-Abgang. Seine Teilzeit-Einsätze reichen ihm nicht. Aus dem selben Grund hatte er vor einem Jahr Real Madrid verlassen. Wenn er spielt, ist James aber immer gut. Bei 315 Einsatzminuten kommt er auf 3 Torbeteiligungen. Das ist bei der aktuellen Bayern-Mannschaft ein Top-Wert.

Javi Martinez

Der spanische Mittelfeld-Abräumer ist der vielleicht größte Verlierer seit dem Trainer-Wechsel im Sommer. Der dezidierte Heynckes-Liebling darbt auf der Bank. Kovac setzt den einstigen Bayern-Rekordtransfer in Höhe von 40 Millionen Euro weder im zentralen Mittelfeld noch in der Innenverteidigung ein. Dem teils zu schönen Bayern-Spiel würde, gerade in Krisen-Zeiten wie diesen, ein Krieger mit unbändigem Siegeswillen wohl bekommen. Einer wie er könnte die Anderen mitreißen.

Frank Ribery

Frank Ribery ist unzufrieden. Wieder eimmal. Da hatte der kleine Franzose das „Glück“, dass sein schärfster Konkurrent verletzungsbedingt ausfällt (Coman) – und trotzdem ist die Diva am jammern und motzen. Der 35-Jährige will immer spielen und versteht seine Auswechslungen nicht. Dabei kommt der 35-Jährige diese Saison auf eine äußerst bescheidene Torvorlage in der Bundesliga. An ihm haben die Bayern sichtlich eine Spielzeit zu lange festgehalten. Zumal er in der ganzen letzten Spielzeit auch nur auf einen einzigen Assist kam. Zeitpunkt für den Wechsel verpasst. Ribery ist kein Faktor mehr im Bayern-Spiel.

Arjen Robben

Wenn von Frank Ribery die Rede ist, fällt meistens zeitnah auch der Name Arjen Robben. Der 34-Jährige ist im Soll (3 BL-Tore). Vergleicht man aber, wer bei den anderen Top-Vereinen Europas auf seiner Position spielt (Mbappe, Salah), ist der rechte Flügel bei Bayern durchschnittlich.

Sandro Wagner

2018 ist nicht sein Jahr. Erst nominierte ihn Jogi Löw nicht für die WM, dann trat er beleidigt aus dem Nationalteam zurück und nun ist der Hüne auch noch in seinem Klub außen vor. Kovac hätte angesichts von Rückständen genügend Gelegenheiten gehabt, ihn zu bringen, aber Wagner musste auf der Bank schmoren. Dabei hat Wagner bewiesen, dass er ein zuverlässiger Liga-Back-Up für Lewandowski ist und regelmäßig seine Tore macht. Und an den Toren hapert es im Bayern-Spiel am meisten: In den letzten drei BL-Partien schoss der aktuelle Meister gerade einmal läppisches 1 Törchen.

Robert Lewandowski

Aktuell kommt beim polnischen Superstürmer wieder einmal zum Tragen, was seine Kritiker ihm besonders gerne in Krisenzeiten vorwerfen. Lewandowski liefert in schwierigen Phasen nicht ab. Lewandowski ist kein Ronaldo – und wird in diesem Leben wohl auch keiner mehr werden. Die portugiesische Tormaschine trifft immer dann am Fließband, wenn es drauf ankommt (bei Rückständen, in Finalspielen). Einem Lewandowski fehlt diese wertvolle Eigenschaft, weswegen ihn sein Wunschverein Real Madrid auch nicht verpflichtete und Bayern seit 2013 nicht mehr die Champions League gewann.

Trainer: Robert Kovac

Was ihm angelastet werden muss, sind zwei Dinge: 1) Seine Rotation, die nicht funktioniert 2) die Unzufriedenheit, die sich im Kader breit macht. War unter Godfather Heynckes alles eitel Wonne, mehren sich beim FC Hollywood die langen Gesichter. Diese Zufriedenheit ist von Kovac hausgemacht. Zudem werden aus Spielerkreisen Vorwürfe an seinen Spielsystem laut.

Bayern-Führung: Rummenigge und Hoeneß

Der fehlende Kauf von fertigen Superstars erweist sich zunehmend als Fehler. Der Kader ist dünn besetzt. Auf den Außenverteidigerpositionen fehlen die Spieler. Die Führung hat sich auf ein Übergangsjahr eingelassen, ohne aber auf die völlige Dominanz in der Liga verzichten zu wollen. Nach dem 7. Spieltag und einer 0:3 Heimklatsche gegen die Gladbacher stehen die Bayern aber wieder da, wo sie fast genau vor einem Jahr standen. Auf einem den eigenen „Mia san Mia“ Ansprüchen ungenügenden Tabellenplatz. Die Bayern stecken tief in der Krise. Dieses Mal wird aber kein Wunderwuzzi wie Jupp Heynckes sie retten. Dieses Mal müssen es die Macher Rummenigge und Hoeneß im Verbund mit Kovac selbst richten.