Egal, wie stark sich manche Spieler bei ihren Klubs präsentieren, Österreichs Teamchef Franco Foda verzichtet auf viele formstarke Überflieger. Folgende Nicht-Nominierungen für das Nationalteam überraschen die Fans – machen am Ende aber Sinn. 

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Am meisten überraschte die Nichtnominierung von Patrick Wimmer für das österreichische Nationalteam. Zahlreiche Fans hätten ihn gerne im Team gesehen. Der unbekümmerte Bielefeld-Profi erobert mit seinen famosen Tricks sowie zahlreichen Assists und Toren die deutsche Bundesliga gerade im Sturm. Doch für Franco Foda war der vielleicht formstärkste ÖFB-Mittelfeld-Spieler keine Nominierung wert. Der Deutsche nominierte für das WM-Semifinal-Playoff-Spiel gegen Wales lieber Valentino Lazaro für den rechten österreichischen Flügel. Eine fragwürdige Entscheidung von Foda. Denn Lazaro spielt bei Benfica Lissabon rechter Verteidiger und nicht rechter Außen. Nichtsdestotrotz dürfte unsere rechte Achse somit Stefan Lainer und Valentino Lazaro heißen.

Kölns Ersatzmann Louis Schaub bekam den Vorzug vor Kölns Stammspieler Florian Kainz. Schaubs gezeigte Leistungen im Nationalteam sind aber über jene von Kainz zu stellen. Daher ist diese Entscheidung Fodas auf den 2. Blick verständlich.  

Foda verzichtet überraschenderweise auf seine Dauer-Lieblinge

Interessant ist auch, dass Franco Foda ausgerechnet jetzt auf Bundesliga-Legionär Karim Onisiwo verzichtet. Der ÖFB-Teamchef hält seit jeher große Stücke auf den Mainzer, weswegen Foda Onisiwo immer wieder ins Nationalteam einberief und dort auch fast immer spielen ließ. Doch ausgerechnet jetzt, wo Onisiwo zu einem uneingeschränkten Stammspieler und Leistungsträger von Mainz aufgestiegen ist, bekommt dieser keine Nominierung mehr. 

Fast gleich wie bei Onisiwo liegt der Fall bei Alessandro Schöpf. Foda liebt Schöpf. Der Teamkollege von Patrick Wimmer war die letzten Jahre bei seinen Vereinen meistens komplett in der Versenkung verschwunden, spielte aber fast immer im Nationalteam. Seit der Frühjahrssaison ist Schöpf nun endlich wieder top drauf und liefert im zentralen Mittelfeld bärenstarke Leistungen ab.

Doch ausgerechnet dieses Mal gab es keine Nominierung von Foda für Schöpf. Der umstrittene Teamchef berief Schöpf während dessen Dauer-Krisen ständig ein und stellte ihn sogar zumeist als Stammspieler auf (fatalerweise zuletzt sogar am rechten Flügel). Jetzt spielt Schöpf endlich wieder in Bestform und wird – Überraschung, Überraschung – erstmals nicht (!) mehr von Foda ins Team berufen. Wenn Schöpf schlecht spielt, wird er von Foda nominiert – wenn er gut spielt, nicht! 

Man muss an dieser Stelle fairerweise dazusagen, dass Österreichs viel kritisierter Teamchef auf Schöpfs Position im zentralen Mittelfeld – Gott sei Dank – endlich wieder über ein Überangebot an extrem starken Spielern verfügt:

Die Bundesliga-Fixgrößen Laimer und Schlager sind wieder fit und könnten gemeinsam auf der Doppel-Sechs auflaufen.

Grillitsch und Seiwald können die Position ohne jeden Qualitätsverlust ebenfalls übernehmen. Vor allem, wenn Foda Leipzig-Turbo Laimer eventuell doch wieder rechts bringen sollte. Links vorne sollte wie gewohnt der Hoffenheimer Christoph Baumgartner gesetzt sein. 

Einen Vorteil hat die Nicht-Nominierung von Schöpf: der zentrale Akteur kann nun nicht mehr am rechten Flügel sein Unwesen treiben.  

Sehr verständlich erscheint mir die Nicht-Nominierung von Oldie Stefan Ilsanker. Die alternde Kampfgelse (32) ist bei Frankfurt seit geraumer Zeit kein Faktor mehr (seit Glasner von Landsmann Hütter übernahm). Ilsankers Karriere im Team dürfte vorbei sein. Die vielen jungen Spieler auf seiner angestammten Position – wie eben Seiwald, Laimer, Schlager oder Ljubicic sind dynamischer, ballsicherer und technisch besser als er.

Hinten im Abwehrverbund hat ihm ein Lienhart den Rang abgelaufen. Salzburgs Abwehrchef Wöber pocht ebenfalls laut an die Türe der Stammverteidigung und Legionär Danso ist in Frankreich wieder eine feste Größe.  

Der Fall Weimann

In den Sozialen Medien tauchten viele Unkenrufe auf, da Foda den England-Legionär Andreas Weimann erneut bei seiner Kader-Nominierung übergangen hat. Der Ex-Rapidler, inzwischen seit sieben Jahren nicht mehr für das österreichische Nationalteam nominiert, schoss in dieser Saison 17 Tore für Bristol City. Damit ist Weimann der treffsicherste von allen ÖFB-Stürmern. Marko Arnautovic kommt auf rund die Hälfte der Tore (9), Michael Gregoritsch erzielte gar nur sechs. Franco Foda hat Weimann trotzdem nicht gegen Wales nominiert.

Allerdings muss man des Teamchefs Entscheidung insofern verstehen, als Weimann seine Tore in einer 2. Liga schoss und das in 38 (!) Spielen. Während Arnautovic und Gregoritsch für ihre Tore eine Liga höher nur 25 bzw. 18 Matches spielen konnten. Also viel weniger Matches als Weimann zum Scoren hatte.

Hinzu kommt: Weimann hat in seinen 14 Länderspielen kein einziges Tor erzielt. Foda steht außerdem auf Spieler, die sein System in und auswendig kennen. Und da gehört Weimann nicht dazu.

Hinzu kommt außerdem, dass sowohl Arnautovic als auch Gregoritsch aktuell genauso stark in Form sind wie Weimann.

Rückkehrer Sasa Kalajdzic traf zuletzt wieder in beinahe jedem Stuttgart-Spiel. Der international begehrte Strafraum-Knipser steht wieder voll im Saft. Daher sind diese drei Foda-Entscheidungen im Sturm für mich klar nachvollziehbar. Arnautovic bleibt Stürmer Nummer 1. Kalajdzic ist sein erster Ersatz und Gregoritsch als Stürmer Nr. 3 der Mann für die letzten Minuten, sollte Österreich zurückliegen und einen weiteren kopfballstarken Strafraum-Stürmer für die hohen Bälle benötigen.  

Randnotiz: Ercan Kara ist in seiner neuen Liga noch nicht angekommen. Kein Startplatz. Null Tore in der MLS.

Salzburgs Stürmertalent Junior Adamu wollte Foda in so einem wichtigen Spiel noch nicht aufstellen. Adumu und Demir werden dem U21-Team sehr gut tun und hier den nächsten Schritt in ihrer noch so jungen Karriere machen.  

Demir völlig von der Rolle

Österreichs Jahrhunderttalent ist zurzeit leider völlig von der Rolle. Vor Kurzem noch der umjubelte Star nach seinem Wechsel zu Barcelona, dann flugs wieder von Barca nach Wien zurückgeschickt und dort Bankddrücker. Der junge Mann muss gerade seine erste Krise verdauen und kann dem Nationalteam momentan nicht helfen. Auch wenn er von vielen Fans aufgrund seines Ausnahmetalents vehement gefordert wird: Wenn es nach dem Leistungsprinzip geht, hat Demir zurzeit keine Nominierung verdient.

Somit haben gegen Wales alle jungen Rohdiamanten keinen Platz im Foda-Kader gefunden. Sowohl Demir als auch Adamu und Wimmer sind nicht dabei, wenn es um die WM geht.

Foda vertraut – wie gewohnt – vorrangig den etablierten Kräften in jenem Spiel, in dem es auch um seinen Job geht.

Bei einer Niederlage gegen Wales, ist die Ära Franco Foda mit großer Wahrscheinlichkeit vorbei.    

So machen Fodas Kader-Entscheidungen letztlich also Sinn

Franco Foda hat also wieder einmal weitestgehend seinen üblichen Spielerstamm nominiert. Wenn es um alles geht, vertraut Franco Foda stets den gleichen Spielern – das war schon bei seinen Sturmzeiten der Fall.

Junge, neue Spieler haben es somit beim Deutschen weiterhin verdammt schwer, ins Nationalteam zu kommen.

Ein Patrick Greil wird bei Rapid und Salzburg sehr hoch gehandelt. Ein Juwel wie Matthias Braunöder war zuletzt am besten drauf. Ein Sascha Horvath gehört mittlerweile zu den besten österreichischen Torschützen der Bundesliga. Ein Flavius Daniliuc trumpfte in der französischen Ligue 1 groß auf. Für alle heißt es „Bitte, warten!“.

Dass es dieses Mal so wenige Neue ins österreichische Nationalteam schafften, liegt an einem erfreulichen Umstand: Endlich sind einmal alle rot-weiß-roten Leistungsträger vor einem entscheidenden Spiel fit. Weil der Kader so gut besetzt wie noch nie in seiner Ära ist, muss Österreichs Teamchef gezwungenermaßen auf den einen oder anderen Spieler in Bestform verzichten.    

ÖFB-Teamchef Franco Foda kann im WM-Halbfinal-Playoff gegen Wales aus den Vollen schöpfen.

Ein Sieg mit dem fittesten und besten ÖFB-Kader seit Langem ist daher aber auch Pflicht!