Nächste Niederlage für Deutschland im Nations League Spiel gegen Frankreich – Jogi schmiss erstmals die Jungen ins kalte Wasser – Die Folge: eine starke 1. Halbzeit mit vielen Sprints, hohem Tempo und Dominanz des Ex-Weltmeisters über den neuen Weltmeister

Ergebnis: 2:1

Tore: Antoine Griezmann (2x) bzw. Toni Kroos 

Die Startelf

Jogi Löw tat, was die deutsche Fußball-Nation von ihm forderte. Er schickte seine sonstigen Stammspieler auf die Bank und ließ gleich 5 junge Wilde ran. Der 22-Jährigen Leroy Sane (links) und Timo Werner (rechts) bildeten die völlig neu formatierte Flügelzange (während Löw-Liebling Thomas Müller auf der Bank Platz nehmen musste). Den 23-jährigen Bayern-Flügel Serge Gnabry stellte der Bundestrainer überraschend als Stürmer auf. In der Abwehr durfte der 23-jährige Niklas Süle ran (bedingt allerdings durch die verletzungsbedingte Abreise von Jerome Boateng). Nico Schulz ersetzte in der neuen Dreier-Kette den etatmäßigen Linksverteidiger Jonas Hector, Thilo Kehrer durfte in seinem Pariser Heimstadion auf Rechts ran. Endlich setzte Löw den Neuanfang durch, den ganz Fußball-Deutschland nach dem Altherren-Fußball in Russland von ihm verlangte.

Deutschland voller Tempo und Dynamik

Die vielen Wechsel bzw. die Verjüngung der Mannschaft taten der deutschen Mannschaft gut. Die DFB-Elf dominierte die 1. Halbzeit, kam zu vielen Chancen und ließ Weltmeister Frankreich im Stade de France schlecht aussehen. Vereinzelte Pfiffe der Fans zur Halbzeit waren die Folge, so sehr beherrschte Deutschland das Geschehen. Seit langer Zeit stand wieder eine Mannschaft auf dem Platz, die man als das große, dominante Deutschland von früher wiedererkennen konnte. Eine kleine Wiederauferstehung der verwundeten bis totgesagten deutschen Fußball-Nation. Das Spiel machte – mal abgesehen vom Ergebnis – Spaß.

Tempo, Sprints, Dynamik

Deutschland schlug die Franzosen mit ihren eigenen Waffen. Hinten dicht stehen und mit schnellen Spielern überfallsartig in den Rücken der Abwehr laufen, um in wenigen Sekunden zum Torabschluss zu kommen. Deutschland konnte dieses Spiel spielen, weil es das erste Mal die Spieler dafür hatte. Mit den eher behäbigen oder zögerlichen Alt-Stars Hector, Khedira, Müller oder Gomez wäre dieser Matchplan nicht umsetzbar, mit einem Schulz, Gnabry, Sane und Werner klappte dies aber 45 Minuten lang ganz wunderbar. Die Jungen denken nicht lange nach, sondern setzen einen Sprint nach dem anderen an. Bis der Gegner, in dem Fall Frankreich, hinterher kam, war es oft schon zu spät. Die Löw-Elf erspielte sich eine Fülle von wirklich guten Chancen, die im Umschaltspiel (nicht Ballbesitz-Fußball) teils großartig herausgespielt wurden. Es hätte gut und gerne 2:0 zur Pause stehen können. Es war das erste Spiel nach der WM, bei dem man wirklich den Umbruch sehen konnte. Jogi Löw scheint nun endgültig erkannt zu haben, dass es ausschließlich mit seinen bisherigen Stammspielern einfach nicht mehr geht.

Neues Magisches Dreieck

Deutschland hat ein neues Magisches Dreieck. Nach einst Balakov, Elber und Bobic bei Stuttgart sind es heute Sane, Gnabry und Werner im deutschen Nationalteam. Drei Rohdiamanten die auf den Weg zu internationalen Superstars sind. Vor allem, weil alle Drei unglaublich viel Speed und Dynamik mitbringen. Noch sind die deutschen 3 nicht so gut wie französischen 3 (Mbappe, Griezmann, Giroud). Aber mit dem Talent-Trio werden wir in den nächsten Jahren noch verdammt viel Freude haben. Schauen wir, wer dann bei der EM in 2 Jahren das bessere Magische Dreieck hat …

Leroy Sane auf dem Weg zum Weltstar

Momentan trifft er noch zu viele falsche Entscheidungen, verstolpert noch zu viele Bälle und versagt zu häufig vor dem Tor. Vom Potenzial her aber, wird Leroy Sane Deutschlands neuer Weltstar. So wie er in Dribblings geht, Gegenspieler zu Slalom-Stangen degradiert, seine Widersacher mit DRS-Speed einige Meter hinter sich zurück lässt, wird er auf seinem Weg an die Weltspitze nicht aufzuhalten sein. Der Einzige, der ihm seine bevorstehende große Karriere zerstören kann, ist … Leroy Sane selbst. Falls er seine Flausen und teils schwierige Einstellung nicht bald ablegt. Was Deutschland Hoffnung machen kann: Wir in Österreich hatten einst das schlampige Genie Marko Arnautovic. Der ist mittlerweile seit Jahren unser bester Spieler.

Kimmich läuft Kroos ein wenig den Rang ab

Joshua Kimmich war gegen die Franzosen der Bessere der beiden Mittelfeld-Regisseure. Der Bayern-Rechtsverteidiger war Chef im Mittelfeld – vor allem in der 1. Halbzeit. Er verteilte die Bälle klug, setzte seine Mitspieler in Szene und leitete gefährliche Angriffe ein. Toni Kroos dagegen lieferte eine eher maue Vorstellung ab. Nimmt der „Blonde Engel 2.0“ die Krise von Real mit ins Nationalteam? Während Kroos unauffällig agierte, entpuppt sich Kimmich auf seiner neuen Position zunehmend als Leader und Antreiber des gesamten deutschen Spiels. Bislang war Toni Kroos der Chef im Mittelfeld, nun hat Deutschland 2 Chefs von Weltrang in der Mittelfeld-Schaltzentrale.

Nations League Debakel

Deutschland lechzte nach dem Debakel mit dem letzten Gruppenplatz bei der WM in Russland nach Wiedergutmachung. Was ist es geworden? Wieder der letzte Platz! Dieses Mal in der Nations League. Deutschland verlor 2 von 3 Spielen und konnte kein einziges Mal gewinnen. Hummels und Co. sind mit einem Pünktchen Dritter und Letzter der Gruppe. Der Abstieg in Gruppe B ist fast schon besiegelt. Die 6 Niederlagen der deutschen Elf in diesem Jahr stellen außerdem eine historische Negativ-Marke dar. Eine Hiobs-Botschaft folgt der nächsten. Jogi Löw darf trotzdem bleiben.

Der Gegner Frankreich

Anfälliger in der Abwehr, aber vorne immer noch brandgefährlich. So präsentierte sich Weltmeister Frankreich gegen Deutschland. In der 2. Halbzeit coachte aber Didier Deschamps Jogi Löw aus – weswegen die Franzosen letztlich doch noch verdient mit 2:1 gewannen. Übrigens mit der fast identen Aufstellung aus dem WM-Finale (nur Kimpembe spielte statt Umtiti). Während die Deutschen nach ihrem Titel 2014 in ein Loch fielen und viele Spiele vergeigten, bleiben die Franzosen auch als Weltmeister souverän. Die Equipe Tricolore gewinnt, wie es sich für die beste Mannschaft der Welt gehört, weiterhin ein Match nach dem anderen.

„Wir waren das klar bessere Team“
Jogi Löw nach der Niederlage gegen Frankreich

  • Die deutsche Leistung gegen Holland 80% 80%

Ausgewählte Statistiken zum Spiel

und letzter Platz für Deutschland in ihrer Nations League Gruppe

einziges Pflichtspiel gewann Deutschland im Kalenderjahr 2018, Gibraltar gewann 2

Punkt aus 3 Spielen holte Löw

Niederlagen in einem Kalenderjahr sind das historisch schlechteste Ergebnis

Ausblick aufs nächste Länderspiel – Was gegen die Niederlande und Russland besser werden muss

  1. Das gute Spiel von Frankreich in Zählbares ummünzen. Endlich wieder einmal gewinnen. 
  2. Die Schnelligkeit im Angriff ist Deutschland neuer großer Trumpf. Wenn Werner, Gnabry und Sane ihren Turbo anwarfen, verloren die Franzosen die Kontrolle über das Spiel. Dieses Ass muss Löw auch gegen Holland und Russland ausspielen.
  3. Jogi Löw hat das Spiel auch durch sein passives Coaching in der 2. Hälfte verloren. Als das Spiel den Deutschen immer mehr entglitt, kam von der Seitenlinie keine Hilfe. Ein Nagelsmann oder Guardiola erkennen den Fehler im System und stellen um. Löw ließ das Spiel einfach so weiterlaufen. Hier bedarf es eines stärkeren aktiven Eingreifens des Bundestrainers.