Joachim Löw sollte sich was schämen, wie er mit seinen drei verdienten Weltmeistern verfahren ist

Sie machten ihn mit ihrer Hingabe zum Weltmeister-Trainer und ließen ihn mit ihren Weltklasse-Leistungen über ein Jahrzehnt von Erfolg zu Erfolg eilen. Selbst nach der verkorksten, extrem blamablen und alles in den Grundfesten erschütternden WM in Russland stärkten sie ihm wie selbstverständlich seinen schwerst verwundeten Rücken. Nicht zuletzt dank ihrer andauernden Loyalität retteten sie ihrem Chef dessen akut gefährdeten Job. Jetzt haben sie ihren verloren. Wegen ihm. Die Rede ist von Bundestrainer Jogi Löw. Dem Terminator 2019.

Mats Hummels, Thomas Müller und Jerome Boateng sind in der DFB-Nationalelf Geschichte. Es ist schon schlimm genug, aussortiert zu werden, für nicht mehr gut genug befunden und aufs Altenteil versetzt zu werden. Mindestens ebenso schlimm und entwürdigend dürfte für die drei nunmehrigen Ex-Teamspieler der geringschätzende Gesprächs-„Quickie“ mit dem Bundestrainer gewesen sein.

Löw nahm sich für seine drei Weltmeister, denen er Welten verdankt, lächerliche 5 Minuten Zeit. Das sind 300 Sekunden. Um diese Zeitgröße einzuordnen: Zusammen in der Nationalelf standen Löw, Hummels, Müller und Boateng Seite an Seite pi mal Daumen 10 Jahre, also 315360000 Sekunden. Typischer Löw-Style. Schon bei Größen des deutschen Fußballs wie Stefan Kießling oder Kevin Kuranyi bekleckerte sich Löw – im Gegensatz zu seinen sportlichen Erfolgen – nicht mit zwischenmenschlichem Ruhm. Der Rausschmiss selbst mag gerechtfertigt sein, nicht aber die Art des Rausschmisses.

Deshalb nur 5 Minuten …

Ich kann mir schon vorstellen, wieso sich Löw auf entwürdigende 5 Minuten festlegte. Das ist lang genug, um dem Gegenüber seine Meinung verständlich zu erklären – und kurz genug, um danach sofort abhauen zu können. Ohne den Anderen anhören zu müssen. Dessen Wehklagen, dessen Geschrei, den emotionalen Zusammenbruch nicht miterleben zu müssen. Tolle Leistung, Herr Löw, für sich selbst haben Sie in bester Egomanen-Manier alles richtig gemacht. SIE (!) sind fein raus. Aber ihre treuen und verdienten Langzeit-Lieblingsspieler, Helden des deutschen Fußballs, die haben sie echt jämmerlich abserviert. „4:58, 4:59, 5:00 Minuten – sorry, Mats, und tschüss, ich bin dann mal weg“. So nicht, Herr Löw! 

Jeder weiß, dass Trennungen und Kündigungen eine der bittersten und schmerzvollsten Erfahrungen im Leben sind. Daher ist es kein Zufall, dass die Löw-Opfer gleich mehrere Tage brauchten, um ihr Mini-Trauma zumindest in Ansätzen zu verarbeiten und wieder halbwegs klar im Kopf zu werden. Und es ist auch kein Zufall, wie verbittert alle drei DFB-Musketiere auf das unempathische Verhalten des Bundestrainers reagierten. Alle Drei griffen Löw danach mit schwerer Kritik an:

„…stößt die Art und Weise bei mir auf Unverständnis. (…) Thomas, Jerome und ich haben jahrelang alles für die Nationalmannschaft gegeben und dieser Umgang wird dem, was wir geleistet und erreicht haben, in meinen Augen nicht gerecht. Und das lässt mich alles andere als kalt.“

„Hey Leute, ich habe jetzt mal eine Nacht drüber geschlafen, um die Ereignisse auch sacken zu lassen. Ich war natürlich von der plötzlichen Entscheidung des Bundestrainers perplex gestern. Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr macht mich die Art und Weise, wie das abgelaufen ist, einfach sauer. (…) Und wenn, kurz nachdem wir von der Entscheidung vom Bundestrainer erfahren, vorgefertigte Statements seitens des DFB und des DFB-Präsidenten an die Presse herausgegeben werden, dann ist das einfach aus meiner Sicht kein guter Stil und hat mit Wertschätzung dann auch nichts zu tun.“

„Ich bin traurig über diese Nachricht, weil es für mich immer das Allergrößte war, mein Land zu repräsentieren. (…) Ich war immer extrem stolz, das Trikot der Nationalmannschaft tragen zu dürfen und werde vor allem den Sommer 2014 nie vergessen. Dennoch hätte ich mir natürlich einen anderen Abschied für uns gewünscht.“

Behandelt so ein Vater seine Kinder?

Sportlich möchte ich die Löw´sche Entscheidung nicht bewerten. Ich verstehe beide Seiten: die Befürworter der Entscheidung (zu alt, zu oft verletzt, zu schlecht inzwischen) als auch die Kritiker der Entscheidung (zu früh, falscher Zeitpunkt, zumindest als Kaderspieler behalten). 

Was ich aber sagen möchte: Herr Löw, Sie kennen Mats Hummels, Thomas Müller und Jerome Boateng seitdem diese als Heranwachsende von Ihnen ins deutsche Nationalteam aufgenommen wurden. Die drei damaligen Jung-Spunde und nunmehrigen Weltstars sahen in Ihnen über viele Jahre jemanden, zu dem sie aufblicken und den sie bewundern konnten. Wahrscheinlich sahen diese in Ihnen, bewusst oder unbewusst, sogar eine Art Vaterfigur. Das wirft die Frage auf: Behandelt ein Vater so seine Kinder?

Herr Löw, wir sind hier nicht im Musikantenstadl: „Mats, Thomas, Jerome – Servus, Pfürtgott und auf Wiedersehen“. Was dachten Sie sich dabei, so mit den größten Helden der jüngeren Vergangenheit des deutschen Fußballs umzugehen? Fünf traurige Minuten für ein langes gemeinsames und erfolgreiches Leben? Das ist sooo schwach und lässt nicht nur auf einen weiteren Beweis Ihrer Führungsschwäche schließen, sondern auch auf einen schweren Mangel an Sozialkompetenz und Emotionaler Intelligenz. 

Nicht nur das, mit Ihrer fragwürdigen Art und Weise haben Sie unnötig ein neues Fass aufgemacht. Sich neue „Ziemlich Beste Freinde“ geschaffen.

Nach all den Jahren …

Es ist unverständlich, wie man eine Freundschaft mit gemeinsamen WM-Gewinn so respektlos, ja regelrecht despektierlich beenden kann. Kein guter Stil. Schon allein mit Blick auf die vielen, erfolgreichen guten alten Zeiten hätte ich mir (und auch viele Andere) einen respektvollen und wertschätzenden Umgang erwartet. Richtig wäre in dieser Krisen-Situation gewesen, dass Sie sich liebevoll & empathisch um Ihre Schützlinge kümmern, nach all den Jahren für Ihre „Kinder“ in deren vielleicht bittersten Stunde der Not voll und ganz da zu sein. Auch wenn es dann vielleicht 50 Minuten oder gar 5 Stunden gedauert hätte. Das waren Sie leider nicht. So überhaupt nicht.

Schämen Sie sich Herr Löw !!

 

Text: Mag. Daniel Hoffmann – Gründer und Autor von Fußball und Football News