Andreas Weimann kann sein Glück kaum fassen. Nach sieben Jahren der ständigen Ablehnung wurde der England-Legionär erstmals wieder ins österreichische Nationalteam berufen.

2016, 2017, 2018, 2019, 2020, 2021 – sieben lange, qualvolle Jahre bekam Österreichs Stürmer-Export Andreas Weimann keine einzige Einberufung ins Nationalteam mehr. Sowohl der Schweizer ÖFB-Teamchef Marcel Koller als auch der deutsche ÖFB-Teamchef Franco Foda verzichteten in diesen sieben Jahren auf eine Nominierung des früheren Rapidlers und jetzigen England-Legionärs. Immer war Weimann knapp dran, meistens stand er auf der Abrufliste. Doch nie wurde er für den finalen Kader nominiert. Es waren viele dürre Jahre für den schnellen, quirligen Knipser von der Insel. Diese Jahre des Darbens sind nun vorbei.

Andreas Weimann erhielt erstmals seit März 2015 wieder eine Einberufung in das österreichische Nationalteam. 

Leid von vier Spielern = Weimanns Freud

Eigentlich hätte Andreas Weimann das entscheidende WM-Playoff-Halbfinal-Spiel gegen Wales erneut verpasst. Doch Corona tat einem Menschen auch mal Gutes. Offensivwaffe Weimann wurde von ÖFB-Teamchef Franco Foda nachnominiert, weil gleich vier Mann krankheitsbedingt ausfallen. Sowohl die beiden Mittelfeldstrategen Florian Grillitsch und Dejan Ljubicic als auch Abwehrrecke Philipp Lienhart und Flügel Florian Kainz können wegen eines positiven Coronatests nicht gegen Wales spielen.

Der anderen Leid ist des Andreas Weimanns großes Glück. Offensiv-Mann Andreas Weimann feiert nach sieben Jahren Pause sein von vielen Fans lang ersehntes Comeback im Nationalteam. Und das mit mittlerweile 30 Jahren. Bei seiner letzten Einberufung war der Wiener 23 Jahre alt. Am 31. März 2015 wurde Andreas Weimann beim Test-Länderspiel gegen Bosnien-Herzegowina in der 89. Minute für Marcel Sabitzer eingewechselt.

Während der Eine seitdem in der Nationalelf zum unumwundenen Leistungsträger und Ersatzkapitän aufstieg, durfte der Nachwuchsstürmer sieben Jahre lang keine einzige Minute mehr für Österreich spielen.  

Nun scheint auch für Andreas Weimann wieder die Sonne – Comeback im Nationalteam!

Bester Mann in Bristol City

Ohne Andreas Weimann würde Bristol City heuer vielleicht abgestiegen. Dass der Klub ein weiteres Jahr in der Championship spielen darf, verdankt er vor allem den vielen Toren seines österreichischen Stürmers. Weimann schoss in 39 Liga-Spielen 18 Tore und legte zudem 9 weitere Tore auf.  

„Das ist die beste Saison meiner Karriere“, sagt der Rückkehrer ins Nationalteam und ergänzt stolz: „Für dein Land zu spielen, ist eine unglaubliche Ehre. Ich ich habe die Hoffnung nie aufgegeben.“ 

Zuletzt spielte Weimann bei Bristol im Zentrum hinter zwei Angreifern. Doch welche Rolle ist für ihn im österreichischen National-Team vorgesehen? 

Wie plant Foda mit Weimann?

Wie plant Foda mit seinem Comebacker? Welche Rolle sieht er für den schnellen England-Legionär vor? Als Konterstürmer bei einer Führung Österreichs? Als Stürmer hinter einem Stoßstürmer. Als rechter Flügel von Beginn an oder als möglicher Ersatz für Lazaro oder Schaub, wenn die nicht mehr liefern oder können (Beide spielten in ihren Vereinen kaum ein Match über 90 Minuten).

Bei seinem Verein kam der gelernte Stürmer in dieser Saison zumeist auf dem rechten Flügel zum Einsatz. Daher stehen Weimanns Chancen auf einen Einsatz gegen Wales – obwohl nur nachnominiert – sehr gut. Valentino Lazaro, Louis Schaub oder Andreas Weimann? Das dürfte die Frage sein, die sich Teamchef Franco Foda für rechts vorne in diesen Tagen stellt.

Der Sohn von zwei Hürdensportlern kann aber fast überall spielen. Der 30-Jährige kam bei Bristol auf sechs Positionen zum Einsatz. Als Stürmer, als Zehner, als Achter, als rechter Flügel, als rechter und linker Wingback. 

Gut, dass er zurück ist. Der Rückkehrer lässt Österreichs Spiel variabler ausfallen. 

Weimanns größter Nachteil ist, dass er Fodas System nicht kennt und noch nicht gespielt hat. Wer Foda kennt, weiß, dass der Deutsche kaum einmal einen Spieler ran lässt, den er nicht vorab genau begutachtet und in sein System intensiv instruiert hat. Schon gar nicht in einem alles entscheidenden WM-Qualifikationsspiel.

Doch Weimann hat etwas, was die anderen vordersten Angreifer nicht haben.  

Weimanns größte Stärken

Franco Foda dürfte in Andreas Weimann vor allem eine Stärke sehr schätzen, die seine nominell ersten drei Stürmer nicht haben. Speed, Antrittsstärke und Wendigkeit. Während Marko Arnautovic, Sasa Kaladjzic und Michael Gregoritsch mit ihrem wuchtigen Körper, ihrer Schusstechnik und ihrer Strafraumpräsenz punkten, ist Weimann ein komplett anderer Spielertyp, der dem rot-weiß-roten Kader bislang fehlte – und daher sehr gut tut.

Mit 1,79m Körpergröße ist der frühere U 21-Teamstürmer klein, schnell und wuselig. So ein Typus fehlt Österreich an vorderster Front. 

Trainer ist begeistert von seinem besten Stürmer

Zudem ist der lange verlorene Sohn eiskalt vor dem Tor. Seine Abschlussstärke ist in der Championship und darüber hinaus bekannt. Fast jede Chance sitzt bei ihm, wie sein „Expected Goals“-Wert unterstreicht: 12,3 Tore waren bei seinen Chancen zu erwarten, 18 hat er erzielt.   

Weimanns Trainer bei Bristol heißt Nigel Pearson und der ist begeistert von seinem Offensiv-Schützling. „Seine Torausbeute ist beispiellos. Er ist ein Genuss für einen Trainer, denn was einen Job auch immer du ihm gibst, er erfüllt ihn.“

Daher verwundert folgende Statistik nicht: In bisher 39 Runden spielte Weimann 38 Mal über die volle Distanz. 

Bei aller Euphorie – Weimann ist ein Null-Tore-Stürmer

So sehr die Fans – vor allem aus dem grün-weißen Lager – Weimann gefordert haben (er ging mit 16 von Rapid Wien zu Aston Villa). Eine Statistik aus seiner persönlichen Nationalteam-Vergangenheit sei noch erwähnt: Der Stürmer lief 14 Mal für das österreichische Nationalteam auf – bei diesen 14 Auftritten erzielte er … keinen einzigen Treffer! 

Es wird bei seinem 15. Länderspiel also allerhöchste Eisenbahn für seinen ersten Teamtreffer. Es gäbe keinen besseren Zeitpunkt, als im WM-Quali-Kracher gegen Wales.

Dass Weimann es drauf hat, beweist er für Woche für Woche in England. 

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