Österreichs Fußball-Nationalteam braucht einen neuen Team-Kapitän

Österreichs jetziger Kapitän Julian Baumgartlinger ist fast immer verletzt und nur höchst selten im Nationalteam dabei. Meiner Meinung nach braucht Österreichs Fußball-Nationalmannschaft einen neuen Kapitän. Wer es machen sollte… und wer lieber nicht mehr. 

Unser ÖFB-Nationalteam wird in wenigen Stunden zum vorentscheidenden WM-Qualifiikationsspiel auswärts in Israel antreten und unser Teamkapitän ist nicht dabei. Wie er schon bei der Europameisterschaft im Sommer Österreichs Nationalteam fast komplett ausfiel und generell die letzten 12 Monate fast nie dabei war, wenn die Nationalhymne ertönte. Auch für das jetzige Länderspiel-Triple steht Julian Baumgartlinger nicht zur Verfügung. Knieprobleme.  

Es wird Zeit, dass Teamchef Franco Foda Julian Baumgartlinger als Teamkapitän ablöst. Ein Kapitän, der nie bei seinem Team sein kann, ist kein würdiger Kapitän. 

Julian Baumgartlinger ist einfach zu oft verletzt – so macht das keinen Sinn mehr mit ihm. Wenn die Mannschaft ihn braucht, ist er nicht da. Ein unabdingbares Qualitäts-Merkmal eines wahren Kapitäns einer österreichischen Nationalelf sollte sein, dass er sein Team als uneingeschränkter Stammspieler aufs Feld führt. Das ist bei Baumgartlinger schon lange nicht mehr der Fall. Teamchef Foda hat es nach der EURO verpasst, einen Umbruch beim Kapitänsamt einzuleiten.

Der Leverkusen-Legionär kommt in der neuen Saison auf nur 9 Einsatzminuten – 7 in der Liga und zwei im Pokal. Auch letzte Saison fehlte er seinem Verein in der Hälfte der Spiele. Das selbe Bild im Nationalteam: Nicht im Kader, ohne Einsatz im Kader, Kreuzbandverletzung. So liest sich das (Nicht-)Einsatzpapier des österreichischen Teamkapitäns seit vielen Monaten. Das letzte Länderspiel des Julian Baumgartlingers über 90 Minuten – es datiert vom 18.11.2020 bei einem Nations League Einsatz gegen Norwegen. Das ist fast ein Jahr her, seitdem der Capitano zuletzt über die volle Distanz für Österreich spielte. Seitdem kommt „Baumi“ nur mehr auf 10 Einsatzminuten. 

Baumgartlinger ist inzwischen weit über 30 Jahre alt. Kommenden Jänner feiert der 84-fache Nationalspieler bereits seinen 34. Geburtstag. Das bedeutet: Bei der WM Ende 2022 ist Baumgartlinger fast 35 Jahre alt. Sein Körper wird nicht jünger, seine Leistungen eher schlechter als besser. Sehr fraglich, ob der Teamkapitän dann bei der WM als Startspieler auflaufen kann, wenn er es die vergangenen 12 Monate nicht mehr konnte.

Die Jungen ersetzten den Oldie längst bravourös, haben ihm inzwischen seinen Stamm-Platz im Nationalteam weggenommen. Ein Schlager ist einer der besten Sechser der deutschen Bundesliga, ein Laimer ist bei Leipzig gesetzt und macht das, was Baumgartlinger all die Jahre hervorragend gemacht hat (nur viel dynamischer und technisch besser). Um einen Grillitsch haben sich monatelang Italiens Topvereine von Neapel bis Milan gestritten. Selbst wenn Baumgartlingers Körper noch einmal dauerhaft auf höchstem Niveau mitmachen sollte, seinen Stammplatz hat er scheinbar an die nächste Generation verloren. Kann ein Ersatzspieler noch Kapitän sein?

Wer sollte also Österreichs neuer Kapitän sein?

Vor ein-zwei Jahren hätte ich das noch nicht gemeint, aber inzwischen sage ich: David Alaba. Der ohnehin schon Vizekapitän im ÖFB ist. Alaba spielte im Nationalteam lange Zeit einen grässlichen Stiefel herunter, weit unter seinen Weltkasse-Leistungen bei Bayern München. Das waren fast durch die Bank Leistungen, die eines ÖFB-Kapitäns unwürdig waren. Inzwischen ist Alaba aber uneingeschränkter Leistungsträger im Nationalteam. Als Innenverteidiger bei der EM räumte er alles hinten ab und war einer der besten Spieler des Turniers. Gemeinsam mit seinem viel besseren Auftritten und der neuen Rolle als Abwehrchef ist Alaba endlich in die Rolle des Anführers hineingewachsen. Früher war er ein Mäuschen auf dem Platz. Heute dirigiert Alaba lautstark seine Mitspieler, gibt Kommandos und schnauzt sie auch mal an, wenn es die Situation erfordert (Bachmanns Abstöße bei der EM). Der Real Madrid Legionär sollte Österreichs neuer Kapitän werden.  

Wer nicht mehr Österreichs Ersatz-Kapitän sein sollte

Marko Arnautovic. Über seinen spielerischen Wert für die Mannschaft müssen wir keine Sekunde diskutieren. Aber die blamablen Dinger, die sich Vizekapitän Arnautovic bei der EM erlaubte (Ausraster gegen Nordmazedonien nach seinem Tor) oder das peinliche Feierfoto mit Gegner Edin Dzeko sind eines österreichischen Kapitäns unwürdig. Arnautovic ist niemand, der auf dem Platz als uneingeschränkt gutes Beispiel voran geht und in seiner Freizeit immer wieder für imageschädigenden Wirbel sorgt. Nur zwei seiner Verfehlungen in einer langen Liste an Verfehlungen. Nicht zuletzt sind seine ständigen Stänkereien gegenüber seinen Mitspielern, wenn die einen Fehlpass fabrizierten, völlig unangebracht, weil demotivierend. Nein, so einen Kapitän kann Österreich nicht gebrauchen. Arnautovic ist kein Vorbild als Kapitän und auch kein Manager während des Spiels. 

Es wäre an der Zeit für neue Ersatzkapitäne

Wenn Baumgartlinger seines Amtes enthoben und Alaba neuer Kapitän Österreichs werden sollte, sollten meiner Meinung nach die zwei Vizekapitäne (jetzt: Alaba, Arnautovic) ebenfalls neu bestimmt werden. Die erste Wahl fiele bei mir auf Marcel Sabitzer, der schon in Leipzig das Amt inne hatte und inzwischen zum Weltklassespieler aufgestiegen ist. Sabitzer organisiert seine Mitspieler und legt in der Kabine auch mal den Finger in die Wunde. Als zweiten neuen Kapitän könnte ich mir Abwehrchef Martin Hinteregger vorstellen. Beim Frankfurt-Legionär ist es höchst an der Zeit, dass er dieser Würde zuteil wird. Seine Flegeljahre liegen hinter ihm, international hat er einen guten Ruf. Gute Voraussetzungen für das wichtige Amt.

Auch die Jungen im Team könnten schließlich schon jetzt mehr Verantwortung erhalten. Wer böte sich an? In meinen Augen vor allem Xaver Schlager. Der Wolfsburger Mittelfeldmotor steht stets vorbildlich seinen Mann und wird über Jahre hinaus Stammspieler im österreichischen Nationalteam sein. So wie Konrad Laimer. Doch wenn man weiß, wie Franco Foda in Nibelungentreue zu seinen Vertrauens-Spielern hält, wird das alles, was ich gerade geschrieben habe, wohl alles nicht passieren.